Hande Wolken

Wochenandacht 21. Sonntag nach Trinitatis

02.11.2020

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.  (Römer 12,21)

Sonnenaufgang beim Haus Kivit, an der Wattseite auf Röm, im Oktober 2020. Eine vertraute Blickrichtung und doch jeden Tag ein anderes Bild. Jeden Tag neu und immer wieder auch mit einer ganz besonderen Aussagekraft. Dieses Bild hatte ich sofort vor Augen, als ich den Wochenspruch für den heutigen Sonntag, für die vor uns liegende Woche, gelesen habe.

Bedrohliche Wolken, ausgestreckte Hände, rettend? Überstrahlt von der Sonne, getragen von den Strahlen der Sonne, Hoffnung auf Besserung! Leise plätschert das Wasser ans Ufer, rundet alles harmonisch ab. Tröstend, oder?

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.  

Eine klare Ansage – auf den ersten Blick. Einsichtig für viele – unabhängig von ihrer Weltanschauung.

Doch beim genaueren Hinsehen kommen uns Zweifel, kommen Fragen: Das ist leichter gesagt als getan. Wodurch unterscheidet sich die Aufforderung des Paulus von irgendwelchen anderen moralischen Appellen? Was ist überhaupt gut und was ist böse?

Heute reden wir viel von Echtheit und Authentizität. Darum geht es auch Paulus. Um die Übereinstimmung von gottesdienstlichem Feiern und Gestaltung des Alltags, von Reden und Handeln, von Glauben und Leben.

Wenn das so einfach wäre und automatisch funktionieren würde! Aber leider müssten die Menschen in den Gemeinden damals, und wir heute, immer wieder daran erinnert werden. Müssen an der Umsetzung arbeiten.

Gott ist kein Gott der Beliebigkeit. Und schon gar nicht ein Gott, der immer beide Augen zudrückt. Nein, auch bei Gott gibt es Strafe und Gericht. Genauso wie wir Gesetzesverstöße ahnden, straft auch Gott Menschen, die seine Gesetze übertreten. Aber das müssen wir Gott überlassen, seinem Rechtshandeln, wann, wie und wo er ein Eingreifen für nötig hält. Wie er an seine Gebote erinnert. Unsere Sache ist es, uns nicht zu Bösem hinreißen zu lassen, auch wenn uns jemand Unrecht getan hat. Gottes Sache ist es, seinem Gesetz Geltung zu verschaffen und sein Recht auszuüben.

Überwinde das Böse mit Gutem – das ist keine Überforderung und kein quälender Kraftakt. Wir können das Böse nicht aus unserem Leben ausklammern. Aber wir dürfen uns mit allem, was unser Leben zerstören will, an Gott wenden, seiner verändernden Kraft vertrauen.

Wir sollten es auf einen Versuch ankommen lassen. Unser Leben als entschiedene Christen zu führen. Es wird in der vor uns liegenden Zeit sicher nicht einfacher.

Viele Christen spüren es: Es wird eher noch schwerer, als Christ in dieser Welt seinen Glauben zu leben, zu ihm zu stehen. Aber gerade jetzt kann uns der Wochenspruch dabei helfen, aus Bösem Gutes zu machen, das Böse zu überwinden. Diese Rechnung geht immer auf, denn Jesus hat es uns vorgemacht. Die Welt wird überrascht sein, wenn wir Gutes tun, wo eigentlich Böses erwartet worden wäre. Versuchen wir einmal, das Unerwartete zu tun. Plötzlich ergeben sich völlig neue Perspektiven.

Dazu ein Gebet:

Herr unser Gott, barmherziger Vater,

deine Liebe ist Kraft, die verwandeln kann.

Lass uns erfahren, dass du neue Freude wachsen lässt aus der Trauer,

Frieden schaffst im Streit,

Vergebung in der Schuld,

Vertrauen in der Hoffnungslosigkeit.

Gott, du vollkommene Liebe,

du lässt deine Sonne aufgehen über Böse und Gute und willst,

dass wir auch unsere Feinde lieben.

Gib uns deinen Geist, dass wir dem Bösen mit Liebe widerstehen

und bei allem Streit in deinem Frieden bleiben.

Schenke uns Zuversicht, dass unser Leben gelingt.

Durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,

der mit dir in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und Leben schafft in Ewigkeit.

Amen

 

Bleiben Sie gesegnet und gesund, Uta Letz

 

 

Foto Elke-Maria