Morgenstern

Wochenandacht von Uta Letz (unten Link zum Online-Gottesdienst mit Pastor Philipp Kurowski)

24.01.2021

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. (Lukas 13,29)

Einladung zum Fest, aus allen Teilen der Stadt, des Landes, vielleicht sogar aus dem Ausland. Gemeinsam feiern, das täte gut, das fehlt uns doch sehr. Jeder hat sicher Einladungen an seiner Pinnwand, die abgesagt wurden. Nicht nur wir, auch die Länder um uns herum stehen vor einer Zerreißprobe. Es war uns lange nicht so klar, dass die Pandemie mit ihren Einschränkungen so lange dauern würde. Hier im Norden ging es uns ja auch lange eigentlich gut. 

Zurückhaltung, ja Angst, macht sich breit, Unsicherheit, was und wem kann man glauben. All das macht auch nicht vor uns als “Kirche“ halt. Die Verantwortlichen ringen um den richtigen Weg zwischen Verantwortung, Vertretbarkeit, Präsenz und Vorgaben. Wieviel Gemeinschaft, wieviel “eigenes Süppchen“, geht es um mein eigenes Wohlergehen oder um meine Verantwortung für das “große Ganze“?

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Das Reich Gottes, ein Reich nicht von dieser Welt, das nicht ihren scheinbar alternativlosen Mechanismen unterworfen ist. Ein Reich, das in dieser Welt und Zeit Wirklichkeit werden wollte, Wirklichkeit werden will zum Wohl der Menschen.

Jesus hat dieses Reich Gottes in immer neuen Bildern umschrieben, in Bildern vom Wachsen und Werden. Eine Saat geht auf, bringt Frucht, auch wenn Vieles von Dornen erstickt, von Füßen zertreten wird, und im Besonderen im Bild eines großen Festmahles. Nicht Absonderung, sondern Zusammenkommen, Gemeinschaft, Teilhabe. Der Tisch Gottes ein großer runder Tisch ohne Oben und Unten, keine Stammplätze, sondern jeder ist überall willkommen, jeder mit seiner Geschichte, seinen Stärken und Schwächen, mit seiner Kultur und Sprache, mit seiner Art und Weise, Gott anzurufen, sich ihm vertrauensvoll zu nähern. 

„Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“

Die Tischgemeinschaft des Reiches Gottes ist ökumenisch: die Einladung gilt allen Menschen. Alle, die sich einladen lassen, gewinnen neue Einsichten. Nicht Absonderung, sondern Zusammenkommen, Gemeinschaft, Teilhabe. Die Decke, die bis dahin die Sicht auf Gott und seinen Heilswillen verhüllte, wird weggenommen. Wo wir uns von Gott einladen lassen, gewinnen wir einen neuen Blick – auf Gott, auf uns selbst und auf unsere Tischnachbarn.

Wir alle sind Gäste, keiner mehr und keiner weniger. Keiner mit größerer Nähe zum Gastgeber als der andere. Auch in Zeiten der Pandemie dürfen wir, ja können wir, uns darauf verlassen, dass unser Gott, an unserer Seite ist, dass er uns hilft, wo immer wir es zulassen.  

Die Welt ist heute auf ganz besondere, befremdliche Weise, im Umbruch, keine Frage. Es liegt aber an uns, ob der Umbruch in einen aggressiven Zusammenbruch führt, wo jeder nur noch versucht, sein eigenes kleines Reich gegen die fremden Anderen zu verteidigen, ober ob es einen Aufbruch gibt in eine Zukunft, die uns heute noch fremd und sehr anders vorkommen muss. Eine Zukunft, die wir als Gemeinde in Deutschland, Europa, ja der Welt, als Gotteskinder, Brüder und Schwestern gemeinsam gestalten. In die jeder einbringt, was er oder sie hat und wo am Ende alle die Erfahrung machen: alle werden satt – an Leib und Seele.

Auch wenn wir heute nicht miteinander feiern können, die Einladung Gottes steht, ist ernst gemeint, er ist bei uns, er ist bei unserem Nächsten, auch wenn wir uns nicht gemeinsam treffen dürfen. Wir können uns telefonisch verabreden, zur gleichen Zeit, z.B. das gleiche Kapitel in der Bibel zu lesen. Wir können uns wie in Gemeinde fühlen, wenn wir eine Online- Andacht, einen Gottesdienst sehen oder hören. Es gibt so viel, wo uns bewusst sein kann, Gott ist an meiner Seite, an der Seite meiner Lieben. Gott rückt nicht ab von mir und meinen Bedürfnissen, er bleibt bei mir, auch wenn ich eine Zeitlang nicht Gemeinschaft mit allen haben kann.

Ganz sicher kommt wieder die Zeit: „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Wo wir gemeinsam Abendmahl feiern, unsere Gemeinschaft mit Gott, Jesus Christus und der Gemeinde, durch Brot und Wein neu besiegeln können. Verlassen Sie sich darauf, dass immer und überall unser Herr an Ihrer Seite ist. Suchen Sie Kontakt zu Anderen über die Möglichkeiten, die uns angeboten werden, helfen Sie den Einsamen. Bis wir wieder aus allen Himmelsrichtungen kommen dürfen, bleiben Sie gesund. Seien Sie gesegnet und behütet, durch den Allmächtigen Vater, Sohn und Heiligen Geist.

Amen

Ihre Uta Letz 

 

Ein Gebet

Gott, unsere Stärke,

dein Wort macht uns an Leib und Seele gesund.

Öffne unsere Herzen für diese Kraft, die in uns wirken möchte.

Lass dein Wort wirken in der Welt, damit alle Menschen dein Heil erfahren.

Gott, Schöpfer aller Menschen und Völker, du hast uns Jesus gesandt.

Er hat Grenzen überschritten, Menschen geheilt und froh gemacht.

Sprich zu uns durch dein Wort.

Wecke in uns neu den Glauben, der Hilfe sucht bei dir, unserem Herrn und Bruder im Heiligen Geist.

Herr unser Gott hilf uns den rufen zu hören, deine Gegenwart zu sehen, deinen Verheißungen zu glauben. Amen

 

Hier der Link zum Online-Gottesdienst