
Ansprache anlässlich des Neujahrsempfang der Gemeinde St. Gertrud
25.01.2023
Nach dem Gottesdienst am 08.01.2023 fand der Neujahrsempfang der Gemeinde St. Gertrud statt. Der Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Axel Wiese, begrüßte die Anwesenden und hielt eine Ansprache, die Sie hier nachlesen können:
Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle sowie Frau Pastorin Boysen und die anwesenden Mitglieder des Kirchengemeinderats herzlich zu unserem Neujahrsempfang. Ich freue mich ganz besonders, dass dieser Empfang heute wirklich stattfinden kann. Noch im letzten Jahr mussten wir wegen einer weiteren Welle der Corona-Pandemie absagen.
Und damit sind wir auch schon im Rückblick auf das vergangene Jahr. Zumindest in Bezug auf besondere Ereignisse in der Gemeinde möchte ich diesen jedoch kurzhalten, denn es gibt es ja auch die jährlich stattfindenden Gemeindeversammlungen, um auf solche Dinge im Detail einzugehen.
Aber ich möchte noch einmal hervorheben, dass wir unser Pastorat umfassend renoviert haben, dass dort seit Mitte 2021 schon unsere Pastorin Boysen wohnt und dass im Erdgeschoss zusätzliche Gemeinderäume entstanden sind und auch das Gemeindebüro untergebracht ist. Schauen Sie doch mal während der Öffnungszeiten vorbei, wenn Sie das nicht sowieso schon mal gemacht haben.
Seit November können Sie dort auch unsere neue Gemeindesekretärin begrüßen. Frau Maren Petersen hat das Büro nahtlos übernommen von unserer langjährigen Gemeindesekretärin Mona Arbien, der wir dankbar sind für ihren langjährigen Einsatz für die Gemeinde. Frau Arbien wurde im Dezember feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Wir sind sehr froh, dass wir Frau Petersen für diese Arbeit gewinnen konnten, denn sie ist auch schon seit sechs Jahren Gemeindesekretärin in St. Michael. Das passt perfekt. Denn, und hier komme ich zum letzten Punkt in der Rückschau auf das Gemeindeleben, wir haben zusammen mit St. Michael und St. Marien beschlossen, ab Januar dieses Jahres einen gemeinsamen Pfarrsprengel zu bilden. Ab jetzt arbeiten unsere Pastor*innen also im Team für die gemeinsame Region. Für diese Region müssen wir allerdings noch einen passenden Namen finden. Wir planen dafür einen Wettbewerb, und wenn Sie eine Idee haben, schauen Sie in den neuen Gemeindebrief und nehmen Sie teil.

Um uns herum mit Auswirkung auf unser aller Leben hat es sehr viele wichtige Änderungen gegeben, z.B. in der Politik in Bund, Land und Kommune. Diese Veränderungen hatten und haben oft mit Wahlen zu tun, was ja gut ist, aber im vergangenen Jahr waren sie sehr oft auch eine Antwort auf die Krisen unserer Welt. Und als das wird das letzte Jahr ja oft bezeichnet, als das Jahr der Krisen. Nach dem Abflauen der Coronawelle Anfang des Jahres kam der unselige Ukraine-Krieg, damit die Energiekrise und eine weitere Flüchtlingskrise. Und die Klimakrise begleitet uns schon seit langem, aber immer mehr Menschen wird jetzt auch immer klarer, dass wir in der Klimakrise stecken.
Mein Fazit: Krisen immer und überall und eine Welt im immer schnelleren Wandel, das hängt zusammen. Und dadurch fühlen wir uns bedroht, unser Wunsch nach Beständigkeit, nach Sicherheit und Wohlstand ist bedroht.
Wir müssen aber auch begreifen, dass unsere Art zu leben und zu wirtschaften und unser Wohlstand auch die Ursache dieser bedrohlichen Entwicklung sind. Unser Wohlstand baut auf Wachstum, Wachstum durch Ausbeutung: Ausbeutung der Erde, unseres Lebensraums, Ausbeutung der Rohstoffe, Ausbeutung der Tiere und allzu oft auch Ausbeutung von Menschen!
Als Resultat erleben wir den Klimawandel und gleichzeitig eine immer stärkere Spaltung der Gesellschaften durch wachsende Ungleichheit und Ungerechtigkeit, in unserem Land und weltweit. Das weiterhin starke Bevölkerungswachstum in den ärmeren Ländern ist Resultat der Armut und verstärkt diese nur noch weiter. Ein Teufelskreis! Armut, Klimakrise und knapper werdende Ressourcen befeuern Konflikte und Krieg, die alles nur noch schlimmer machen.
Aber wir sollten jetzt noch die einmalige Chance nutzen, diese unheilvolle Entwicklung zu stoppen. Denn so kann es nicht weitergehen. Wir haben jetzt noch die Chance, eine gerechte Welt mit einer stabilen Bevölkerungszahl zu schaffen, die auf einer nachhaltigen Form des Wirtschaftens aufbaut. Damit will ich meinen Ausblick auf 2023 beginnen. Um diese Veränderung, viele nennen es eine Transformation, zu schaffen, ist es notwendig, dass wir unsere Einsicht nutzen, dass wir fundamental umdenken, dass wir den Wandel, den so eine Transformation mit sich bringt, akzeptieren, ja, dass wir die notwendige Veränderung aktiv gestalten, lenken und vorantreiben.
Und ich bin optimistisch, dass wir diesen Wandel bei uns schaffen und weltweit unterstützen können, denn wir haben das Wissen und unsere christlichen Werte und unseren Glauben. Dieser Glaube verbindet! Mehr als die Hälfte aller Menschen in Deutschland sind immer noch „gemeldete“ Christen, also Mitglied einer Kirche. Und darüber hinaus teilt der größte Teil der Bevölkerung Werte, die auf dem christlichen Glauben beruhen. Ich bin optimistisch: wir können und müssen Teil der Antwort sein auf die geschilderten immensen Herausforderungen unserer Zeit. Lassen Sie uns diese als Chance begreifen und nicht als Bedrohung.
Zum Abschluss möchte ich zurückkommen auf unsere Gemeinde. Auch hier gibt es mehr Veränderungen. Sie, die Gemeinde, haben gewählt. Am 22. Januar wird der neue gewählte Kirchengemeinderat ins Amt eingeführt. Ich bin schon gespannt, welche Ideen und Angebote der KGR neu entwickelt oder auch wieder aufleben lässt.
An dieser Stelle möchte ich aber auch dem scheidenden Kirchengemeinderat danken für die Arbeit der letzten Jahre! Insbesondere möchte ich Anita Nicolaisen und Harald Klentz danken für ihren jahrelangen und unermüdlichen Einsatz für die Gemeinde, denn beide werden mit dem Wechsel am 22. Januar in den „Ruhestand“ verabschiedet.
Mit Jahresbeginn ist St. Gertrud außerdem eine von drei Gemeinden eines neuen Pfarrsprengels. Aus diesem Anlass feiern alle Drei gemeinsam einen Festgottesdienst am 12. Februar um 11.15 in St. Marien. Hinweisen möchte ich auch schon auf den Waldgottesdienst am 9. Juli. Alle weiteren Glanzlichter unseres Gemeindelebens, die Gottesdienste und viele andere Informationen entnehmen Sie bitte den zukünftigen Gemeindebriefen.
Auf jeden Fall wollen wir unsere Gemeinde auch nachhaltig aufstellen. Deswegen werden wir in diesem Jahr auf dem Kirchdach eine Fotovoltaik-Anlage installieren lassen sowie Ladepunkte für Elektroautos bei der Kirche und am Pastorat.
Die Jahreslosung 2023 haben wir schon im Gottesdienst vernommen: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ (1. Mose 16,13). Und auf meinem Schreibtisch steht ein Kalender, auf dem ich jeden Tag den Monatsspruch des Januars lesen kann „Mache Dich auf Deinen Weg und wende Dich zum Licht!“ (Jesaja 60,1) Beide Sprüche zusammen bedeuten für mich starke Ermutigung und Auftrag zugleich. Und in diesem Sinn möchte ich nun mit Ihnen gemeinsam anstoßen auf das neue Jahr!
Axel Wiese
Anmerkung: In der Woche nach dem Neujahrsempfang wurde am 12.1.2023 ein Statement des Umweltpastors der Nordkirche zur sozial-ökologischen Transformation veröffentlicht: https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten-detail/nachricht/umweltpastor-oekologische-transformation-muss-das-ziel-sein . Eine gute Möglichkeit, viele Aspekte meiner Ansprache weiter zu vertiefen.
Wir haben Ihr Interesse geweckt? Sie erreichen uns unter der Adresse kirchengemeinderat@stgertrud-flensburg.de !