Foto: Johannes Ahrens

Gedanken zur Woche

10.07.2017

Gedanken zur Woche von Pastor Johannes Ahrens, Stadtpastor in Flensburg

Hier jetzt mal nichts zu #G20. Dafür etwas zu einem Spielfeld, dessen Ränder an jedem Wochenende von Schlachtenbummlern bevölkert wird, die sich nicht viel besser benehmen als Hooligans in den Stadien oder gewaltbereite Chaoten bei Weltwirtschaftsgipfeln: Die zu den Sportevents ihrer Kinder mitreisenden Eltern. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, beleidigen sie Schiedsrichter und bedrängen Trainer sogar der eigenen Mannschaft.

Als den Gipfel der Zumutung aber empfinde ich manchen elterlichen Zuruf vom Spielfeldrand aus an die Adresse des eigenen Nachwuchses. Ruft doch neulich tatsächlich eine Mutter ihrer Tochter zu: „Mach mich stolz!“

Wo ich mich frage: Wieso ist sie das nicht von vornherein? Natürlich fieberst Du mit und freust Dich über alles, was Deinem Kind gelingt. Trotzdem tut mir dieses Kind wahnsinnig leid. Was für eine Herkulesaufgabe!

Wieso muß es sich erst verdienen, worauf es von vom ersten Atemzug an und ohne jede Leistung angewiesen ist: auf den Stolz seiner Eltern. Auf deren vorbehaltlose Identifikation. Auf deren rückhaltlose Zuwendung. Auf deren Liebe. Für mich fängt genau da Missbrauch an.

Anstatt die Kinder auf Leistung zu trimmen, weil die Welt nach Perfektion giert oder weil die lieben Kleinen ersatzweise jene Ziele erreichen sollen, die deren Eltern für ihr eigenes Leben schon längst abgeschrieben haben, lautet die entlastende Botschaft, die wir unseren Kindern mitgeben dürfen: „Du bist unvollkommen, du wirst Fehler machen und Probleme haben. Und ich stehe zur Dir und ich liebe Dich.“

Ohne Gegenversprechen so lieben zu können: mit ganzem Herzen, ganzer Seele und allen Kräften - das wäre doch was. Wie sähe wohl eine Welt aus, in der Kinder so aufwachsen dürfen? Ist jetzt doch was zu #G20 geworden. Irgendwie.