Zeit

Gedanken zur Woche: "Die Zeit nicht vergessen: Volkstrauertag"

10.11.2016

Gedanken zur Woche von Propst Helgo Jacobs, Kappeln

"Gewesenheit"- mit diesem Wort brachte der Philosoph Martin Heidegger zum Ausdruck, dass Vergangenheit in der Gegenwart weiter anwesend ist. Ohne den Blick zurück fehlt auch der Blick für die Gegenwart.

"Trauern ist etwas Unternehmen gegen das Vergessen", so sagte die Theologin Dorothee Sölle. Noch Jahrzehnte nach Ende des 2. Weltkriegs bewahrte mein Vater seine Soldatenstiefel auf dem Dachboden auf.

Sie waren Teil seiner leidvollen Erinnerung an diesen Krieg von dem er gerade im hohen Alter oft erzählen musste: 12 Jahre alt war der jüngste deutsche Kindersoldat dessen Beinamputation er als Sanitäter zu versorgen hatte. Eines seiner  vielen Bilder des Unrechts jener Tage.  Mein Vater war einer von nur  drei jungen Männern seiner Abiturklasse von 1938, die den Krieg überlebten.

Der Blick auf die Schrecken des Krieges ließen ihn für die Gegenwart immer sagen: "die Europäische Union, die Verbundenheit der Staaten, ist der einzige Schritt in die richtige Richtung, damit DAS nie wieder passiert." Krieg , Flucht und Vertreibung zwingen heutzutage mehr Menschen denn je dazu, Ihre Heimat zu verlassen.

Mit den Menschen "seufzt" - wie der Apostel Paulus (Römerbrief 8,22) schreibt - "die ganze Schöpfung" nach dem Ende von Leid und Entwertung des Lebens anderer, die in den Köpfen und mit Worten anfängt und nicht selten mit physischer Gewalt endet.

Das Leben der Mitwelt zu achten, ist wesentlich für das Gedenken der Toten der "Gewesenheit".