
Gedanken zur Woche: "Herr, schaffe mir Recht!"
02.04.2017
Gedanken zur Woche von Pastor Ingo Gutzmann, Regionalzentrum Kappeln
Gerecht ist, wenn ich mein Recht bekommen.
Gerecht ist, wenn ich bekomme, was mir zusteht.
Gerecht ist, wenn alle ihr recht bekommen.
Gerecht ist, wenn alle bekommen, was ihnen zusteht.
Schon die Veränderung eines Wortes macht eine große Verschiebung in der Bedeutung von Gerechtigkeit aus. Ich oder alle. Ich und alle! Das müssen wir ins Verhältnis bringen, gibt es doch verschiedene Gerechtigkeiten.
Bei Lohn und Einkommen soll es ja um eine Leistungsgerechtigkeit gehen. Sie will den einzelnen Menschen in den Blick nehmen: Ihre/Seine Leistung ist der Maßstab. So einfach -und doch weitaus komplizierter, wenn wir uns die Maßstäbe ansehen: Kranke zu pflegen wird geringer vergütet als Computer zu programmieren. Und: Derzeit wird diskutiert, ob jemand, der 100 mal so viel verdient wie eine andere, auch 100 mal so viel leiste.
Und es gibt noch eine Anfrage: Verteilungsgerechtigkeit hat einen anderen Maßstab. Sie nimmt die Gemeinschaft in den Blick. Dass alle genug haben, ist der Maßstab, unabhängig davon, wie groß der Beitrag des Einzelnen zum Gelingen des Gesamten eingeschätzt wird.
Das bringt mich zu einer neuen Gerechtigkeit: "Genug-Gerechtigkeit". Das müsste das erste Ziel sein: dass alle genug haben zum Leben, nicht mehr und nicht weniger. Erst dann ließe sich über eine weitere Verteilung reden.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Im Weltmaßstab ist dieses Ziel nicht erreicht. Und dieser Weltmaßstab müsste der Horizont für Christen sein. Wenn unser Gott die gesamte Welt geschaffen hat und Gott aller Menschen ist, können wir nicht nur an unser eigenes Land denken.
Mehr dazu können Sie wohl morgen im Gottesdienst in ihrer Nähe erfahren, am Sonntag namens Judika - Herr, schaffe mir Recht! Und: Wie hängen Gerechtigkeit und Frieden zusammen? Was meinen Sie?