
Gedanken zur Woche: "Kraftort Kirche"
03.11.2017
Gedanken zur Woche von Maike Borrmann, Pastorin in Esgrus und in der Nieharde
An jedem Mittwoch Abend leuchtet ein Licht vor der St. Marienkirche in Esgrus. Im Dunkel der Kirche sitzen Menschen zusammen, die in die Stille der Kirche eintauchen. Vor vielen Jahrhunderten wurde die Kirche an diesem erhabenen Ort errichtet. Unsere Vorfahren hatten ein gutes Gespür für die Besonderheit dieses Ortes.
„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses, und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ (Psalm 26,8)
Diese Psalmverse stehen über dem Eingangsportal der Kirche. An diesen geschützten Ort begeben sich die Menschen seit Jahrhunderten, sie bringen dorthin ihre Dankbarkeit, ihre Sorgen und Nöte. Sie sind in ihr an Eck- und Scheidepunkten ihres Lebens und geben sich der Atmosphäre der Kirche hin.
Hier tauchen sie in den jahrhundertealten Strom der Menschen ein, die ihr Vertrauen auf Gott setzen und sich seiner Kraft und dem Wirken seiner Geistkraft hinhalten. Wer sich an einen solchen Kraftort begibt, kann merken und spüren: „Ich bin genau richtig, wie ich hier jetzt bin. Es ist genug, hier zu sein. Jetzt. Hier. So. Alles Urteilen und Zweifeln dürfen wir einen Moment lang lassen.“
Natürlich kann so ein Ort überall sein, aber unsere Kirchen sind dafür hervorragend geeignet , weil sie Raum für die Stille bieten und vollgesogen mit Gottes Anwesenheit sind.
Auch Jesus zog sich immer wieder in die Stille zurück, um in Kontakt mit Gott zu kommen. Hier sprach er mit ihm, hier holte er sich neue Kraft und neue Ausrichtung für sein Tun.
Hier erkannte er, dass er einen besonderen Auftrag in unserer Welt hatte. „Ich bin das Licht der Welt und Ihr seid das Licht der Welt. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten“ (Mt 5,14+16)
Unser Sein in der Stille verankert uns jedes Mal neu. So kann unser Licht wieder nach außen in die Welt strahlen.