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Gedanken zur Woche: Lebensgefährlicher Gott?

16.01.2017

Gedanken zur Woche von Pastor Dr. Michael Dübbers, Kirchengemeinde Schleswig

Lebensgefährlicher Gott?

Wer Gott ins Angesicht sieht, muss vergehen. Diese Vorstellung von Gott hat in vielen Geschichten der Bibel ihren Widerhall gefunden. Aber man begegnet diesem archaischen Gottesbild nicht nur in alten Zeiten, sondern auch heute noch.

Ein eindrückliches Beispiel findet sich in dem Steven-Spielbergfilm „Jäger des verlorenen Schatzes“, der mit 4 Oscars ausgezeichnet wurde. Der Archäologieprofessor Indiana Jones begibt sich im Wettlauf mit den bösen Nazi-Schergen auf die Suche nach der Bundeslade, dem tragbaren Heiligtum und Schemel Gottes. Kaum wird der Deckel der Lade gegen Ende des Films geöffnet, entfesselt sich eine unheimliche Kraft aus dieser Truhe, die alles verzehrt, was in ihrer Nähe ist. Nur Indiana Jones kann sich mit seiner Begleiterin vor diesem Feuersturm retten, weil er sich an die biblische Tradition erinnert: Du darfst Gott nicht ins Angesicht schauen! So haben die beiden sich – ganz ähnlich wie Mose – abgewandt und die Augen geschlossen und haben nur deshalb diesen Sturm der vernichtenden Heiligkeit Gottes überlebt.

Gottes unnahbare Heiligkeit. Ein faszinierendes Bild. Und doch ist es nicht mein Gottesbild. Denn die Frage sei gestattet: Wenn Gott so heilig ist, dass man sich ihm nur unter Lebensgefahr nähern kann, wie können wir dann eine Vorstellung von ihm haben? Wie seine Gegenwart feiern? Wie seine Nähe spüren? Wenn man Gott nur aus der Ferne hinterhersehen darf, ist er dann nicht so unbegreiflich, dass er in die Bedeutungslosigkeit entschwindet? Darum habe ich ein anderes Gottesbild. Ein Bild, das ich begreifen und dem ich standhalten kann. Ein Bild, das sich Gott selbst gegeben hat: Jesus Christus. Wenn ich auf ihn schaue, sehe ich Gott selbst. Nicht als Lebensgefahr, sondern als Lebenskraft.