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Gedanken zur Woche: "Nicht so schnell!"

05.10.2017

Gedanken zur Woche von Pastor Kai Hansen, Kirchengemeinde Haddeby

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin nicht so schnell. Ich habe nicht zu allem gleich eine Meinung, und ich hüte mich, sie gleich herauszuschreien, mit den Wölfen oder sonstwem zu heulen und Stimmung zu machen.

Im Gegenteil frage ich mich immer öfter „Was ist denn in sie gefahren?“ – rund um die Wahl, mit dem Blick nach Las Vegas, nach Katalonien, nach Syrien... Wut? Angst? Wenn Angst in Menschen fährt, gibt es ja den Fluchtreflex oder aber das Umschalten auf Angriff und Aggression. Beides tut nicht gut, schon gar nicht unserem Miteinander, und es wird mir immer regelrecht übel, wie hemmungslos und wie unmenschlich angstbesetzte Menschen werden, in Worten und auch im Tun. Und ich sehne mich so sehr nach Gegenmitteln gegen die Angst und gegen das Misstrauen und gegen all das Übel, das sich so einschleicht.

Und dabei werde ich auch nicht nachlassen. Ich werde weiterhin hoffen und Liebe üben und Vertrauen wagen; was denn sonst? Und beten, nicht zuletzt. Nicht zuletzt auch für die, die jetzt Verantwortung tragen. Und ich werde abwarten; ich bin nicht so schnell. Es ist oft eine Geduldsprobe, oh ja. Manche erwarten ja auch schon nichts mehr: Da kommt nichts, was soll das, gib’s auf.

Aber ich gebe nicht auf. Aus reinem Trotz manchmal: Jetzt erst recht!, weil ich mich einfach nicht damit abfinde, dass sie gewinnen: die Schwarzseher, die Scharfmacher, die Protestwähler und die Dann-auf-der-richtigen-Seite-Steher. Was ist denn da in mich gefahren? „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“, weiß man in der Bibel. Gutes Gegengift in aufwühlenden Zeiten...!