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Gedanken zur Woche: "Vom Hinschauen und Wegschauen"

23.07.2017

Gedanken zur Woche von Pastorin Silke Wierk, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Harrislee

Wenn es kracht, schauen wir hin. Wenn Barrikaden brennen, Steine fliegen oder gar Bomben explodieren, dann wird darüber berichtet, oder es werden Bilder auf WhatsApp geteilt, und wir schauen hin, auch mit Lust.

Und woanders schauen dafür wir nicht hin. Weil es ohnehin viel zu kompliziert ist: langwierige Verhandlungen von Politikern, die Ideen friedlicher Demonstranten, die Projekte, in denen sich täglich um Versöhnung und Heilung gemüht wird. Das passt nicht in kurze, griffige Nachrichten und eingängige Bilder.

Wer Aufmerksamkeit will, muss es schon krachen lassen. „Triumph der Gewalt“ lautet dann die traurige Überschrift. Und es kann einem so vorkommen, als wäre das die Wahrheit. Wenn es in anderen Ländern wieder einmal kracht, schauen wir oft nicht mal mehr hin.

Opfer sieht eben keiner gern. Die Jugendlichen rufen es als Schimpfwort auf dem Schulhof: „Du Opfer“. Wir Erwachsenen reden anders, versteckter: „Der Müller packt es nicht“ oder „Die Meier kriegt nichts auf die Reihe.“

Und die christliche Kirche verehrt ausgerechnet einen, der am Kreuz geendet ist! Besonders in alten Kirchen sind die Darstellungen schrecklich anzusehen. Wenn man genau hinschaut, sieht man aber oft kleine Zweige, die aus dem Kreuz schlagen. Der christliche Gott lässt es nicht krachen. Sondern schenkt neue Anfänge und Heilung im Verborgenen. Und viele Menschen tun es ihm gleich. Wenn wir denn hinschauen.