
Gedanken zur Woche: "Was die Heiligen Drei Könige uns heute sagen"
06.01.2018
Gedanken zur Woche von Pastor Joachim Thieme-Hachmann, Schleswig und Schuby
Seit Beginn der Adventszeit steht neben meinem Schreibtisch eine Weihnachtspyramide. Oben befinden sich die musizierenden Engel, darunter drehen sich die Hirten mit ihren Schafen. Und unten ziehen die drei Könige aus dem Morgenland ihre Kreise, in ihrer Mitte Maria und Josef mit dem Kind in der Krippe.
Ich sitze davor, schaue durch das Flackern der Kerzen hindurch zu den drei Königen mit ihren farbenfrohen Gewändern und den Gefäßen in der Hand.
„Wer wir wirklich sind“, höre ich einen von ihnen sagen, „das weiß keiner“.
„Wir sind geworden, wie die Menschen uns wollten und brauchten“, ergänzt der andere.
Der schwarze König, der ihnen voran schreitet, wirft ein: „Sie möchten gern, dass alle Welt ihrem Stern folgt, dem, was sie für richtig halten. Deshalb haben sie uns im Laufe der Zeit zu Vertretern dreier Weltteile und dreier Lebensstufen gemacht. Aber die Menschen dahinter sehen sie nicht“.
„Das ist heute auch noch so“, entgegne ich. „Menschen, die uns fremd sind, stecken wir in Schubladen, sie müssen in unsere sog. Leitkultur passen.“
„Aber wie gut kann eine wirkliche Begegnung sein, wie damals mit dem Kind“, berichtet der König, der durch seine gelb-rotes Gewand auffällt. „Das hat uns verändert und die heilige Familie auch.“
„Ja“, sagt der Älteste aus dem Hintergrund. „Wir haben einen neuen Weg eingeschlagen und unsere Heimat dennoch wieder gefunden - auch ohne den Stern. Das Kind mit seinen Eltern konnte nicht nach Hause zurück, es musste in die Fremde fliehen, um später seinen Weg zu gehen.“
Die Pyramide dreht sich langsamer. Die Kerzen verlöschen. Ich blicke auf die Drei - in Bewegung und doch voller Ruhe, unterwegs und doch schon am Ziel.
Am Ende des Jahres werde ich sie wieder hervor holen. Mal sehen, als wer ich ihnen dann begegne.