
Gedanken zur Woche: "Was wirklich wichtig für unser Leben ist"
03.03.2018
Gedanken zur Woche von Pröpstin Carmen Rahlf, Flensburg
Nun haben wir also einen neuen Feiertag. Und das freut mich. Als Gesellschaft brauchen wir verabredete gemeinsame Freiräume. Es kann nicht sein, dass Zeiten für gemeinsames familiäres Leben und Begegnungen im Freundeskreis, dass Zeiten für Erholung, für Besinnung, ob in bewusst religiöser oder anderer Weise, jeder allein für sich selbst erobern, freischaufeln und verantworten muss. Es kann nicht sein, dass wir dem Leistungsgedanken unser gesamtes Leben unterordnen und Pausen nur noch machen, wenn es gar nicht mehr anders geht.
Mit Erschrecken schaue ich auf Länder in Asien, in denen ein enormer Leistungsdruck den Menschen kaum noch Raum zur individuellen Gestaltung ihres Lebens lässt. Auch Zeiten werden kostbar, die frei von Konsum sind, in denen Kreativität, geselliges Miteinander sich entfalten können, Freude an der Natur, Zeiten der Stille und anderes, das sich nicht kaufen lässt.
Dass es nun der Reformationstag geworden ist, war eine politische Entscheidung, über die man gewiss geteilter Meinung sein kann. Es hätten sich auch andere Tage angeboten. Und für mich verbindet sich mit dieser Entscheidung nun auch eine besondere Verantwortung im Umgang mit diesem Feiertag. Denn zum einen erinnert er an bedeutende Entwicklungen, die mit der Reformation auf den Weg gekommen und bis heute grundlegend sind. Zum anderen ist er auch mit schweren Hypotheken belastet.
Vielleicht gelingt es uns, ihn auch künftig so zu feiern, wie es vielfach im Reformationsjahr gelungen ist: in Offenheit füreinander, in Freude aneinander und an dem, was uns geschenkt ist, und im Austausch über das, was uns wirklich wichtig für unser Leben ist.