Foto: Roswitha Lindner

Gedanken zur Woche: "Wie lange ist Weihnachten her?"

20.01.2018

Gedanken zur Woche von Anne Vollert - Pastorin in der Quellregion

Wie lange ist Weihnachten her? Also: gefühlt, nicht laut Kalender. 

Ob Weihnachten 2017 für Sie ein besonderes oder ein „normales“ war: Es war definitiv das Weihnachten, in dem der Herr über dir aufging und seine Herrlichkeit über dir erschien. Das sagt auf jeden Fall der Wochenspruch: „Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“

Damit scheint Weihnachten dann wirklich vorbei. Da lag er noch in der Krippe, Mensch unter Menschen. Jetzt: über mir. Wie die Sonne. Davon hätte ich zurzeit gerne mehr. Einer der wenigen Vorteile in der dunklen Jahreszeit liegt für mich darin, täglich den Sonnenaufgang mitzuerleben. Lange nach dem Aufstehen, dem Kaffee und ersten Tätigkeiten verschwindet die Dunkelheit. Häppchenweise. Es hellt auf, und der eigentliche Grund dafür, die Sonne, ist dabei einige Zeit noch gar nicht zu sehen, bis sie endlich hinterm Horizont aufgeht. Der Herr geht über mir auf: Seine Kraft geht seinem Erscheinen lange voraus. Wenn ich denke: Bald ist er da – ist er es schon längst.

Wer Gott sucht, tut dies meist „im Himmel“, über uns. Eher selten neben oder mitten unter uns. Die Augen gehen nach oben, nicht nach rechts und links. Gott ist keiner, der nur über allem thront. Das tut er aber auch, und das ist ebenso gut für uns wie seine Anwesenheit mitten unter uns.

Über uns, das ist das, was uns übersteigt. Das, was nicht zu fassen ist. Weihnachten ist so ein Fest, an dem das deutlich werden kann. Ein Glanz oder zumindest das Versprechen eines Glanzes liegt über diesem Fest. Im kirchlichen Festkreis geht Weihnachten deutlich länger, nämlich bis jetzt, bevor es nächste Woche auf die Passionszeit zugeht. Was als winziges Licht in Betlehem begann, steht bis dahin hoch am Himmel über uns, mit uns, bei uns, bis ans Ende aller Zeit.