
Wort zur Woche: "Abstimmen mit Frust und Lust"
19.10.2019
Wort zur Woche von Regina Waack, Pastorin im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg und der ev.-methodistischen Gemeinde Flensburg
Es ist interessant bei Beratungen, aber auch anstrengend. Da sind die Vielredner für eine Sache und die Vielredner für die andere Sache; die Redner für die dritte Sache kommen gar nicht mehr zu Wort.
Da wird ein Vorschlag entschieden abgelehnt, weil alle auf Besseres hoffen. Dann werden die nächsten alle auch entschieden abgelehnt – am Ende war der erste noch der beste, aber der ist abgelehnt.
Da sind Debatten, die geschlossen werden, bevor man einander verstanden hat, und knappe Mehrheiten, die allen wehtun. Frustrierend, aber so sind wir Menschen!
Auf einer Konferenz mit mehr als hundert Menschen erlebte ich, dass alle Vorschläge gleichwertig und gleichzeitig wortwörtlich in den Raum gestellt wurden. Dann bewegten wir uns und stellten uns persönlich zu dem Vorschlag, den wir am wenigsten mochten. Nur der mit dem meisten Widerstand wurde dann kurz debattiert, abgelehnt und aus dem Raum genommen, so dass sich alle wieder mit den übrigen Vorschlägen zur nächsten Runde aufstellen konnten (zu dem Vorschlag, mit dem sie jetzt am wenigsten konnten), … bis der Vorschlag übrig blieb, der wirklich für alle noch der beste war. Das war alles mühsamer, aber wir waren sehr zufrieden. „Wenn wir so eine Atmosphäre der Liebe untereinander haben, kann man erkennen, dass Gott mitten unter uns ist;“ sagt die Bibel (1. Joh.4,12)
Gewinnen wollen ist in Gesprächen schlecht. Einander verstehen und sich durch das Andere bereichern lassen wollen, das bringt weiter. „Alle, die Gott lieben, sollen auch ihre Geschwister lieben.“ (1.Joh. 4,21)