
Wort zur Woche: "Bürgerschreck"
08.06.2019
Wort zur Woche von Pastor Kai Hansen, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Haddeby
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich mag Pfingsten ja. Weihnachten ist idyllisch und heimelig. Wenn es gut geht. Ostern ist erhaben und geheimnisvoll. Und Pfingsten ist das enfant terrible, so etwas wie der Bürgerschreck, Revoluzzer und Youtuber (naja…) unter den christlichen Festen: ungezähmt, kreativ und frei inmitten unserer schönen Ordnung, inspirierend und motivierend und ziemlich hemmungslos liebevoll.
Was hat sich da abgespielt, an jenem Pfingsttag zu Jerusalem vor gut 2000 Jahren? Die Jesusleute sitzen zusammen, und da werden sie durchgeschüttelt wie in einem Sturm, angesteckt und begeistert, reden in verschiedenen Sprachen und verstehen sich doch. Was hat sich da nur abgespielt – eine religiöse Massenekstase? Ein später mystisch aufgeblähter kirchlicher Gründungsmythos? Eine gemeinschaftliche spirituelle Explosion? Schwarmintelligenz? Was ist bloß in sie gefahren, damals?
Was immer es war: Es war gut! Es ist ein guter Geist, der sie beseelt hat – und Menschen bis heute beseelt. Es ist kein Kleingeist wie nach der Wahlniederlage, auch kein Ungeist, der Angst schürt. „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“, heißt es in der Bibel. Und mancher Zeitgenosse ist auch heute so geistesgegenwärtig, diese Gotteskraft wirken zu lassen, wann und wo sie will; zu genießen, wie sie zum Leben hilft; sich mitziehen zu lassen, wenn sie die Welt zum Guten verändert – auch durch uns, wenn es im Großen schon nicht immer klappt: wenn wir Feuer und Flamme sind für Jesu Sache, trotz allem.
Pfingsten heißt: Gott macht mobil. Gott lässt Leben und seine Liebe in die Welt strömen, die wir so dringend brauchen. Gott hat noch lange nicht aufgegeben – sollten wir es dann tun?