Foto: Michael Haalbeck

Wort zur Woche: "Du erntest, was du säst"

17.10.2018

Wort zur Woche von Propst Helgo Jacobs, Kappeln

Goldener Oktober. Die Sonne scheint auf abgeerntete Felder und frische Ackerfurchen. Das ganze Leben ein Säen und Ernten.

Worte zum Beispiel. Ich denke: „Hätte ich den unbedachten Scherz gerade nicht gemacht, würde mein Kollege noch lächeln“, so was passiert mir. Worte lassen sich schnell ausstreuen, aber nur schwer wieder einsammeln.

Was der Mensch sät, das wird er ernten. (Gal.6,7) Glück, Liebe oder Enttäuschung hängen daran. Meine Kinder reden manchmal so, wie Sie es von mir gehört haben. Ich falle im morgendlichen Halbdunkel über die Schuhe meines Sohnes im Flur. „Deine Unordnung bringt mich noch um“, stöhne ich. „Was du aus deinem Leben machst, ist letztlich deine Sache“, kommt es pubertierend durch die geschlossene Tür seines Zimmers zurück. „Räum doch endlich mal auf“, beschwöre ich ihn. „Reg dich doch nicht so auf, mach lieber eine Antiagressionstherapie, das ist gut für dich“, kontert er.

Woher kennt er dieses Wort? Mit Vorhaltungen komme ich nicht weiter, sie fallen nicht auf fruchtbaren Boden. Ich fühle mich ertappt. Bei mir wirken ruhige Worte auch besser, wenn es um Verhaltensänderung geht. Erst recht wirkt ein Lob. Der Satz: „Nicht geschimpft, ist genug gelobt“, ist falsch. Es gilt: „Die gute Tat, die ungepriesen stirbt, würgt tausend andre, die sie zeugen könnte.“(William Shakespeare). Wir brauchen Worte der Anerkennung und Motivation in Familie, Verein, Politik und Gesellschaft, dann können Menschen aufleben und sogar Kritik besser hören. Unbedacht ausgesäte Worte der Entwertung will niemand ernten.