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Wort zur Woche: "Geschenkejagd"

08.12.2018

Wort zur Woche von Stadtpastor Johannes Ahrens, Flensburg

Ein Buch, klar. Das passt immer. Schön unter der Tanne schmökern. Aber welches? Ein Blick ins Regal mit aktuellen Bestsellertiteln hilft vielleicht. Oh, was ist das? Gleich nebeneinander - mit nur zwei Plätzen Abstand - zwei sehr unterschiedliche Zukunftskonzepte; keines der beiden Bücher habe ich bislang gelesen.

Aber die Titelformulierungen finde ich aufschlussreich; verraten sie nicht einiges über die Haltung der Autoren? Den einen beschäftigt anscheinend Bedrohliches. Den anderen Entwicklungsmöglichkeiten. Der eine schreibt aus einem Freund-Feind-Schema heraus. Der andere begründet, für was Vielfalt gut sein könnte. Der eine entwirft eine Zukunftsvision, der andere sinniert über Schwindendes. Der eine träumt, der andere ängstigt sich.

Offenbar findet beides Resonanz. Bei unterschiedlich eingestellter Leserschaft gewiss - aber vielleicht ja auch in uns selbst. Als innere Stimmen, die uns bekannt vorkommen. Im Advent geht es um Erwartungen; am zweiten in den biblischen Lesungen der Gottesdienste um die großen Zukunftsszenarien. „Den Völkern wird bange sein vor dem Brausen und Wogen des Meeres“, prognostiziert da etwa Jesus.

Manch einer denkt dabei an die Folgen des Klimawandels. „Seid getrost, fürchtet euch nicht!“ lautet der Zuspruch des Propheten Jesaja an die „verzagten Herzen“. Und wird damit bei manch anderer Gedanken an bereits Gelingendes aufrufen, warum nicht an autarke Energieprojekte?

Auch im biblischen Bestsellerregal stehen apokalyptische Weltuntergangsstimmungen und visionäre Zukunftsentwürfe direkt nebeneinander. Von welcher Erwartung möchte ich mich lenken und leiten lassen? Die Antwort auf diese Adventsfrage moduliert letztlich meine Körperhaltung: „Steht auf und erhebt eure Häupter“, sagt Jesus.

Und welches Buch wird bei Ihnen unter der Tanne liegen?