
Wort zur Woche: "God is love"
19.01.2019
Wort zur Woche von Pastorin Anja Stadtland, Kirchengemeinde Adelby in Flensburg
Er ist der schnellste Rennfahrer der Welt. Hamilton steigt aus seinem Silberpfeil, reißt die Hände hoch – ein Sieg – der fünfte WM-Titel ist ihm sicher. Er ist umringt von seinem Team. Man sieht ihn kaum. Auf dem Fernseh-Bildschirm verschwindet er in der jubelnden Menge. Dann die Totale. Hamilton in Nahaufnahme. Er nimmt sich den Schutzhelm ab. Eigentlich finde ich Motorsport todlangweilig. Doch das hier ist bemerkenswert: Ein Tattoo. Nicht auf dem Arm, nicht auf dem Handrücken. Kein Datum, kein Name, keine Schlange. „God ist love“ – ewig auf der Halsschlagader. Am Puls des Lebens.
Wenn Tiere miteinander kämpfen, wenn es um's Überleben geht, nicht um die Pole-Position bei einem Rennen, dann wissen sie ganz genau, wo sie den tödlichen Schlag, den finalen Biss setzen müssen. Der Hals ist so eine Stelle. Die Blutversorgung zwischen Körper und Gehirn fließt durch den Hals. Brutale Bilder schießen mir durch den Kopf. Löwe tötet Antilope – hängt ihr am Hals.
„God is love“ - an einer Stelle, die verletzlich ist. Dort, wo die Haut zart ist und dünn. Ein Schutzschild? Könnte der Löwe lesen, wäre er irritiert? Würde er ablassen von seinem Opfer? Hätte Respekt vor der höheren Macht? Würde ihn am Leben lassen?
„God is love“ - das Bekenntnis auf der Haut – darunter der Saft des Lebens. Meine Phantasie gibt Vollgas: Jesus öffnet seinen Blutkreislauf für seine Jünger, für uns alle bei seinem letzten Mahl, kurz vor seinem Tod: „Nehmt und trinkt, dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für Euch vergossen wird, zur Vergebung der Sünden“. Die Abendmahlsworte – provokativ für viele. Beim Abendmahl geht Jesus uns unter die Haut – „God is love“ - Hamilton steht auf dem Treppchen. 'Von dort kann er tief fallen', denke ich. Nein, eigentlich nicht! „God is love“... Ich habe Gänsehaut. Sieg auf ganzer Linie!