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Wort zur Woche: "Gutes Leben"

10.08.2019

Wort zur Woche Pastorin Silke Wierk, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Harrislee

„Mein Handy habe ich nicht vermisst“, ruft die 13jährige am letzten Morgen beim Frühstück fröhlich. „Das hätte ich nie gedacht. Bestimmt habe ich inzwischen eine Million Nachrichten, aber egal!“

Im Zeltlager des evangelischen Kirchenkreises, neudeutsch: Konficamp, wurden andere Dinge wichtig. Treckerfahren zum Beispiel; so nannten die Jugendlichen es, wenn sie auf einem alten Reifen saßen und redeten. Die tägliche Andacht, ja, tatsächlich, denn in der alten Dorfkirche spielt jeden Abend eine Band aus jungen Leuten und die alten Bibeltexte werden frisch ins Heute übertragen.

Der Unterricht: erleben, was es bedeutet, blind zu sein. Oder verrückt. Von Menschen, die selbst betroffen sind. Auch einen Einblick in das Leben von Jugendlichen in Mittelamerika gibt es. Und die Einsicht: Wohlstand und Sicherheit sind nicht selbstverständlich. Gutes Leben dagegen ist einfach.

Das Handy braucht es nicht unbedingt, aber Gemeinschaft. Wobei: „Warum machen wir das?“, lautet immer wieder die Frage von denen, die besonders unter Heimweh leiden, die sich schwer tun, mit 200 Jugendlichen zusammen zu zelten und zu essen, auch Duschen und Toiletten mit Fremden zu teilen. Zeltlager eben, inklusive Tränen am vorletzten Abend, weil es so bewegend ist, im Kerzenlicht am Strand zu stehen.

Warum wir das machen? Weil all das christliches Leben ist. Nicht nur Andacht und Gottesdienst, auch der Alltag. Und da wird’s auch für Christen schwierig. Einem Mädchen werden zwanzig Euro gestohlen. Der Dieb meldet sich nicht, aber die Gruppe sammelt Geld für sie. Denn eine Gemeinschaft lebt von Vertrauen. Und von gemeinsamer Zeit. Und von der Kraft des Glaubens. „Werdet die, die ihr längst schon seid“, heißt es in der Bibel, „Kinder des Lichts“.