
Wort zur Woche: "Hörst du (nicht) die Glocken?"
22.06.2019
Wort zur Woche von Pastor Tobias Drömann, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Mürwik
„DANKE, dass die Glocken wieder an sind! Euer Aleks“. Die Kirchengemeinde hat einen Dankbrief erhalten. Wie schön! Geschrieben von Aleks, fünf Jahre alt, aus unserer Kindertagesstätte. Das heißt: geschrieben hat er selber nicht, aber ein schönes Bild gemalt. Darauf zu sehen ist die Kirche mit dem Kirchturm und einer Glocke, die er deutlich sichtbar gemalt hat.
Was war passiert? Nach den Osterfeiertagen funktionierten unsere Glocken der Christuskirche in Mürwik nicht mehr. Jedenfalls die Eine, die Wichtigste, die dreimal am Tag für zwei Minuten läutet: morgens, mittags und abends. Diese Glocke ausgerechnet war ausgefallen! In unserer Kita, die unmittelbar benachbart neben der Kirche liegt, richten sich die Kinder nach dem Läuten. Beim morgendlichen Läuten werden sie von den Eltern gebracht. Und um 12 Uhr gibt die Glocke das Signal, dass Mittagszeit ist und die Kinder zur Essenspause gehen. Mit dem fehlenden Glockenschlag war dieser Tagesrhythmus nun empfindlich gestört.
„Meine Zeit steht in deinen Händen, Gott“, heißt es in der Bibel in Psalm 31, Vers 16. Die Glocken geben uns dreimal am Tag das Zeichen, was die Stunde geschlagen hat. Aber mehr noch sind sie auch ein Fingerzeig darauf, dass all unser Tun und Lassen unter Gottes Segen steht. Die Glocken senden ihre Botschaft in unseren Alltag, ganz gleich, ob wir gerade spielen, arbeiten, ruhen oder wachen. „Was du auch tust: Gott ist dir nah“, so klingt der Ton in meinen Ohren.
Übrigens liebt man ja das besonders, was man gerade vermisst. Und so war die Freude groß bei Jung und Alt, als der Monteur das defekte Steuerelement an der Glocke ausgetauscht hatte. Nun sendet die Glocke wieder ihren Klang über die Dächer. Und Aleks und ich und viele andere denken wieder: „12 Uhr schon? Mittagspause! Danke, dass Du uns daran erinnerst, liebe Glocke.“