
Wort zur Woche: "Knock, knock, knockin‘… oder: Vom Abschiednehmen"
18.01.2020
Wort zur Woche von Pastorin Silke Wierk, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Harrislee
Ich war gar kein Fan von Jan Fedder. Aber erwischt hat mich dieser Abschied doch. Beim Kochen höre ich im Radio eine Zusammenfassung der Trauerfeier und habe plötzlich Tränen in den Augen. Wieso das? Weil man immer „mit beerdigt“, an die eigenen Verluste denkt? Die Tränen kommen, als die Witwe das Wort an ihren verstorbenen Mann richtet: „Schlaf gut“, sagt sie. Ich denke an die vielen Witwen, die ich kenne, die oft so tapfer sind. „Geh nur, ich finde dich wieder“, hatte eine ihrem Mann gesagt. Davor fürchte ich mich. „Werde alt mit mir, das Beste kommt noch!“, hing lange Jahre als Postkarte an der Pinwand in unserer Küche. Wirklich? Ist es nicht eher so, wie jemand sagte: „Altern ist nichts für Feiglinge“? Gerade wegen der Abschiede, auch von körperlicher und geistiger Kraft. Und das alles vielleicht eher als gedacht. Manche meiden aus Furcht den Abschied. Möchten „keinen Aufwand“, „in aller Stille“, „keine Trauerkleidung“, „keine Blumen“, „bitte kein Beileid“.
Später sehe ich im Fernsehen das genaue Gegenteil. Wie bei einem Mann vom Dorf ist es die Kirche, in der er getauft, konfirmiert und getraut wurde. Wie selbstverständlich das uralte kirchliche Ritual mit Abschied und Aussegnung. Wie die alte Bäuerin aus Niehuus wird der Verstorbene durch die Straßen seiner Kindheit gefahren. Rosen und Menschen in schwarz ohne Ende. „Sehr traurig, aber auch sehr schön“, wie einer der Gäste sagt. Beides hängt zusammen. Was für ein Reichtum, sich zu erinnern – lachend oder weinend!
Er war ein „Sympathieträger, weil er nicht makellos war“, hatte der Pastor gesagt. Und das gilt doch eigentlich für jede und jeden von uns! Deshalb hat mich dieser Abschied so erwischt: „Knockin‘ on heavens door“, an die Himmelstür klopfen dürfen, wenn man alt oder krank ist. Und wissen: Ich komme rein. Keine harte Tür. Nicht, weil wir lieb oder makellos wären. Sondern geliebt werden.