Foto: Johannes Ahrens

Wort zur Woche: "Lost. Nicht verloren."

23.10.2020

Wort zur Woche von Pastor Kai Hansen, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Haddeby

Sie können das Wort zur Woche
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Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich freue mich jedes Jahr auf die Wahl: Jugendwort des Jahres! Wenn Erwachsene jungen Menschen aufs Maul schauen und eigentlich von Vornherein schon zu spät sind... Na, dieses Jahr hat man Jugendliche beteiligt – wie wyld! – und es dadurch ganz gut hingekriegt, heißt es. Das Ergebnis: „Lost“ hat gewonnen. Was an sich ja schon sehr witzig klingt, oder?

Wir sind „lost“, wenn wir keine Antwort haben, wenn wir nicht wissen, was Phase ist (voll cringe, wenn ich so schreibe, oder?), und das kann auch eine generelle Statusmeldung sein: Wenn du nicht weißt, wo du überhaupt hinsollst oder was du eigentlich machen willst, bist du halt „lost“ – ahnungslos, planlos, ziellos.

Wie passend!

Denn jedenfalls mein Eindruck ist, dass viele Leute gerade komplett „lost“ sind (nicht nur US-Präsidenten), dass wirklich viele drauf und dran sind, den Faden zu verlieren und sich nicht mehr zurechtzufinden in einer Welt, die nicht mehr die alte ist. 18jährige tasten sich genauso voran wie 80jährige, weil es auch nicht wirklich klar ist, was morgen noch gilt. Und das wirkt bedrohlich, schürt Misstrauen und macht Angst. Was für ein Gift, das sich da ausbreitet!

Was dagegen hilft? Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich will – so „lost“ ich mich gelegentlich auch fühle – weiter „gegenanhoffen“ und Liebe üben und Vertrauen wagen; was denn sonst? Und von Ihnen hören, wie Sie es hinkriegen! Und beten, nicht zuletzt! Besonders für die, die jetzt Verantwortung tragen. Ich habe nicht vor nachzulassen; das hat Jesus auch nicht getan, im Gegenteil! Denn das weiß ich: Wir sind wer weiß wie „lost“, aber immer auch: „loved“. Und wer davon etwas spürt, irrt gelassener und mutiger durch die Welt.