
Wort zur Woche: "Mit Kindern sein"
02.02.2019
Wort zur Woche von Pastor Christoph Tischmeyer, Kirchengemeinden Thumby-Struxdorf und Tolk / Stille & Meditation im Kirchenkreis
Wer Kinder hat, findet sich in der Elternrolle wieder. Er möchte dem Kind Struktur und Halt geben. Er sorgt dafür, dass es mit allem versorgt ist, was es braucht. Er fragt nach: „Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“ und ruft: „Mach zu, wir müssen los!“.
Wir tun in der Regel das Bestmögliche für unsere Kinder. Aber oftmals kommt das Sein zu kurz. Eckhart Tolle schreibt: Unsere „gesamte Zivilisation ist dabei, sich im Tun zu verlieren, das nicht im Sein wurzelt. Ein Kind sehnt sich zutiefst danach, dass die Eltern als Menschen da sind, statt eine Rolle zu spielen, mag diese auch noch so gewissenhaft ausgefüllt werden.“
Es geht um eine Ausgewogenheit von Menschsein und Sein. Die Rollen, die wir spielen (Partner sein, Vater, Mutter, Oma…), haben oft nur die Dimension des Menschseins. Alles geht in einem bestimmten Takt und Wochenablauf, anders kriegen wir unsere Art zu leben kaum organisiert. In dieser menschlichen Dimension sind wir unseren Kindern natürlich überlegen.
Wir haben mehr Erfahrung, wissen mehr um die Gefahren, kennen die Notwendigkeiten. Aber wichtig ist eben, dass die andere Dimension auch vorkommt: Die des bloßen Seins, wo ich meinem Kind als Mensch begegne, auf Augenhöhe, nicht als Überlegener.
Auf der Ebene des Seins bin ich einfach für mein Kind da, genieße den Augenblick, der völlig zweckfrei ist, bin ganz gegenwärtig, zuhörend und schauend, in Körper- und Augenkontakt. Wenn diese Ebene zu wenig bespielt wird, können in einem Kind Mangelgefühle und Groll gegenüber den Eltern wachsen.
In Psalm 127 heißt es: „Siehe, Kinder sind ein Geschenk Gottes!“ Unsere Kinder gehören nicht uns. Wir dürfen sie schützen und auf ihrem Weg begleiten. Aber in ihr eigenes Leben wachsen sie am besten hinein, wenn wir ihnen vorleben, wie schön es ist, auch einfach mal zu sein.