Foto: Michael Haalbeck

Wort zur Woche: "Nich lang schnacken – Kopp inn Nacken!"

07.12.2019

Wort zur Woche von Karin Emersleben, Pastorin im Vertretungsdienst im Kirchenkreis

In meiner Ausbildung zur Bibelerzählerin begegnete mir eine wunderschöne Geschichte von einem Sternenverkäufer:

„Es wird erzählt von einem jüdischen Dorf“, so beginnt die Geschichte. Sie erzählt von Menschen die aus Angst aufzufallen und aufgrund von Demütigungen ihren Blick senkten und krumme Rücken bekommen hatten. Eines Tages aber kam ein Sternenverkäufer in ihre Häuser und zeigte ihnen eine Sternenkarte und verkaufte ihnen Sterne am Himmel. Die Menschen lachten, aber die meisten kauften doch einen Stern. Abends sollten sie sich versammeln und er wollte ihnen dann ihre Sterne zeigen. Als es dunkel wurde, kamen sie. Es war sehr schwer, den ewig gebeugten Rücken aufzurichten und die hängenden Schulter zu recken, noch schwerer war es, den - an ständige Demütigungen gewohnten - Kopf zu heben. Die Knochen und Gelenke knackten und knirschten.  Aber ja, da oben, da oben sahen sie ihre Sterne. Am nächsten Abend und übernächsten Abend und jeden Abend kamen die Dorfbewohner auf den Hügel und suchten ihren Stern, sie hoben hartnäckig den Kopf, und ihre Buckel verschwanden, und breiter reckten sich die Schultern. Und während sie dort standen, waren sie wieder zu aufrechten Menschen geworden. Schön. Stark. Stolz. Genauso wie Menschen sein sollen, zu Menschen,die den Blick nicht mehr senkten.“

„Seht auf und erhebt eure Häupter!“ Diese Worte sind mehr als ein „Kopf hoch, das wird schon wieder!“ Diese Worte des Wochenspruches aus dem Lukasevangelium sind Trost und Aufforderung an uns Menschen, die Demütigungen des Lebens abzutun und den aufrechten Gang zu üben – denn man muss ihn üben. Gott rollt im Advent seine Sternenkarte aus und deutet an, was er für uns bereit behält: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht“.