
Wort zur Woche: "Schuld-Verschiebung und Verantwortung"
29.02.2020
Wort zur Woche von Pastorin Regina Waack, Kirchenkreis Schleswig-Flensburg und Ev.-method. Gemeinde Flensburg
Wer ist schuld am Bösen? Eine uralte Frage.
Laut Bibel stellte Gott den Baum der Erkenntnis mit dem Verbot davon zu essen ins Paradies und schuf damit eine Entscheidungssituation; ist Gott also schuld? Sind die Naturgesetze schuld am schnellen Klimawandel, weil CO2 die Wärme speichert? Die Schlange provozierte die Frau zum selbst Denken; ist die Schlange schuld? Die, die uns viele Möglichkeiten anbieten, sind die schuld am hohen Verbrauch von Ressourcen? Die Frau deutete Gottes Verbot schärfer und entschied sich dann, es zu übertreten; ist die Frau schuld? Sind Übereifrige und selbstständige Denker schuld an den Spannungen in unserer Gesellschaft? Der Mann aß, als die Frau ihm gab - und fühlte sich unschuldig, denn er hatte ja nur mitgemacht.
Als Gott fragte, machte der Mann die erste Schuld-Verschiebung; ein Vorbild für alle, die seitdem kamen: "Die Frau, die du(!) mir an die Seite gestellt hast, gab mir davon; da habe ich gegessen." Wie nett, wenn Menschen ihre eigenen Fehler denen zuschieben können, die die Fehler entdecken!
Doch vor Gott ist jede Schuld-Verschiebung nutzlos. Laut Bibel müssen alle Beteiligten die Folgen ihrer Taten tragen: das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren verschlechtert sich gewaltig; Ernährung und Zusammenleben werden mühsam; auch zwischen Menschen und Gott wird es kompliziert. Probleme entstehen seitdem immer wieder. Menschen, die das Finden von Antworten darauf, kurz Verantwortung für das Leben und ihren Teil darin, übernehmen, sind oft unbequem, schenken uns allen aber Wege in die Zukunft. Darum sind mir Menschen mit Verantwortung lieber, auch wenn Schuld-Verschiebung so leicht geht.