Foto: Detlef Flüh

Wort zur Woche: "Stimmberechtigt"

25.05.2019

Wort zur Woche von Propst Helgo Jacobs, Kappeln, Ev.- Luth. Kirchenkreis Schleswig-Flensburg

Das Baby in der Wiege hat etwas gebrabbelt und irgendwie „Papa“ gesagt oder „Mama“. Säugling und Eltern strahlen über den Kommunikationserfolg. Die Braut hat „Ja“ zum Bräutigam gesagt. Der Übergewichtige „Nein“ zum Kühlschrank. Wahlmöglichkeiten werden in Anspruch genommen. Große und kleine Entscheidungen geben dem Leben die Richtung. Richtungsweisende Worte verändern die Story, aus der wir kommen.

Menschen leben von Anfang an durch Kommunikation, Reden und Zuhören. Wir leben von Brot aber auch von der Resonanz, vom Reden und Verstandenwerden. Es ist ein Drama, wenn die Resonanz fehlt.

Alte wollen und müssen die Geschichte ihres Lebens erzählen, Junge müssen sie hören.Allen  Menschen geht das so, aber auch der übrigen Natur. Der biblische Apostel Paulus schreibt vom Seufzen der erlösungsbedürftigen „Kreatur“ (Röm.8,22) als ob er von Klimawandel und Artensterben gewusst hätte. Schlimm, wenn niemand zuhört. Menschen fühlen sich unverstanden , abgehängt, nicht gehört. Es ist ein Problem, wenn der „Klönschnack“ am Morgen fehlt, weil die Bäckerei im Dorf zugemacht hat, wie die Bankfiliale.  Treffpunkte fehlen, werden aber gebraucht. Wir brauchen Resonanzräume im Kleinen wie im Großen. Sind auf Verständigung angewiesen. Auch in Europa.

Es ist gut, und nicht überall in der Welt selbstverständlich, eine Stimme zu haben. „Greift zum Äußersten, redet miteinander“, sagte mal jemand. Nutzt Eure Stimme!

Das ist heilsam und gewissermaßen heilig wie der biblische Psalmbeter wusste und Gott dankte, der laut Bibel durch Worte alles ins Leben gerufen hat: Das ist mir lieb, dass Gott meine Stimme und mein Flehen hört (Psalm 116,1,Tageslosung 26.Mai)