
Wort zur Woche: "Wir brauchen Träumer"
14.03.2020
Wort zur Woche von Pastor Dr. Michael Dübbers, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
„Du und deine Ideen!“ Sagten meine Eltern, wenn ich beim Essen wieder einmal eine meiner Weltverbesserungstheorien entworfen habe. „Mach erst mal deine Schule. Dann wirst du schon sehen, wie das Leben so spielt!“ Als Jugendlicher hat man viele Ideen, die wir Älteren für aberwitzige Phantasiegebilde halten möchten: Den Klimawandel stoppen. Die Flüchtlinge aufnehmen. Für mehr Gerechtigkeit sorgen.
Aber vielleicht sind sie ja gar nicht so aberwitzig – die Träume junger Menschen. So großspurig sie auch manchmal daherkommen. Im Gegenteil: Wir brauchen Menschen, die den Traum von einer besseren Welt wagen. Damit sich etwas verändern kann. Wir brauchen solche Träumer, die mutig genug sind, sich das scheinbar Unmögliche vorzustellen, und die dafür sogar auf die Straße gehen. Denn nur, wer das Undenkbare zu denken wagt und sich das Unvorstellbare vorstellt, der kann etwas bewegen. Für eine bessere Zukunft.
Jesus war auch so ein Träumer. Etwas Neues wagen? Auf Gewalt verzichten? Lieber einen zweiten Schlag einstecken? – Lebensfern! Selig sind, die Frieden stiften? – Wo gibt’s denn so etwas? Mit dem Glauben Berge versetzen? Völlig absurd.
All das hat er aber gesagt. Dieser Mann aus Nazareth. Denn er träumte von einer besseren Welt. Von einer Welt, in der Achtung und Respekt voreinander großgeschrieben werden. In der Mitmenschlichkeit gelebt wird – selbst an den Grenzen. In der man Gott mehr verehrt als die dunklen Kräfte dieser Welt.
Von diesem Traum möchte ich mich infizieren lassen. Gegen meine Faulheit. Gegen meine Bequemlichkeit. Gegen die normative Kraft des Faktischen. Ich möchte den Traum von Gottes Welt wagen. Mitten im Leben. Mit Zuversicht und ohne Pessimismus. Weil sich dann etwas zum Guten verändern kann. So viel ist sicher.