
Wort zur Woche: "Wo man singt, da lass dich ruhig nieder"
16.08.2019
Wort zur Woche von Johanna Lenz-Aude, Pröpstin in Schleswig
„Oma“, rief mein vierjähriger Enkel aufgeregt durchs Telefon. „Oma, ich lade dich ein zum Oma-und-Opa-Tag im Kindergarten.“ Natürlich konnte ich der Einladung nicht folgen. 600 Kilometer trennen uns. Er war ein bisschen traurig, ich auch, besonders, als ich das Thema des Treffens erfuhr: Es ging um Lieder, die auch Omas und Opas kennen. Was für eine tolle Idee der Erzieherinnen!
Der Kleine singt mir häufig vor. Aber ich kenne seine Lieder nicht und kann nur zuhören. Umgekehrt geht es natürlich genauso. Und nun hat er gelernt „Alle Vögel sind schon da“, „der Mond ist aufgegangen“ und noch etliche Lieder mehr. Zusammen singen wir durchs Telefon.
Mit wem singen wir und welche Lieder singen wir? Begeistert in der Sportarena die Fangesänge? Die Nationalhymne bei offiziellen Anlässen? Traditionelle Lieder der Kirche? Schwungvolle oder auch nachdenklich-ruhige neue Songs?
Ich kann mir mein Leben ohne Singen nicht vorstellen. Und es ist wunderschön, mit anderen zusammen zu singen. Natürlich hat man Musik und Gesänge immer auch instrumentalisiert. Es gab in unserer Geschichte Kampflieder und Kriegsgesänge. Aber die müssen wir nicht mitsingen.
Ich möchte mit meinen Enkeln Hoffnungslieder singen und auch gern Quatschlieder, Lieder von Gott und Tieren und Liebe und was uns sonst so einfällt. König David ist mir darin ein großes Vorbild. Der hat gesungen in allen Lebenslagen: Lob, Dank, Lebensfreude, Trauer – alles hat er in Lieder verpackt und es sich von der Seele gesungen. Mal allein, mal zusammen mit anderen, mitunter auch für andere. Mit seinen Liedern hat er getröstet, ermutigt, Heiterkeit erweckt. Wir Christen sind eine singende Gemeinschaft. Lieder gehören zu uns. Alte und natürlich immer wieder neue Lieder. Jede Generation bereichert unseren Liedschatz. Wie gut!