Marien-Kirche in Hürup

Das vermauerte Nordportal und das Südportal in dem 1892 neugotisch erneuerten Vorhaus sind später verändert worden. An der Südseite des Chores erkennt man Reste eines spätromanischen Frieses aus sich kreuzenden Rundbögen. Die großen flachbogigen Südfenster sind wohl zugleich mit dem spätgotischen Chorschluss hergestellt. Im frühen 16. Jh. erweiterte man die Kirche in voller Breite durch einen querrechteckigen Turm, dessen Erdgeschoss der Vergrößerung des Schiffs dient. Fenster und Schallöffnungen im roten Backsteinmauerwerk des Turmschaftes sind flachbogig; den vierseitigen schindelgedeckten Helm krönt eine offene Laterne mit schlanker Spitze.

Das Kirchenschiff  überspannt eine flache Balkendecke, den Chor ein Gewölbe mit schmalen Vierkantrippen. Das zu Anfang des 15. Jh. für einen Seitenaltar geschnitzte und 1934 auf einen damals gemauerten Altarblock gestellte Flügelretabel enthält im Mittelfeld eine ikonografisch sehr bemerkenswerte Darstellung der Dreifaltigkeit: in der Mitte Gottvater mit der Weltkugel in Form eines königlichen Reichsapfels, links Christus, rechts der Heilige Geist, wie Christus ein bärtiger jüngerer Mann, in seiner Hand die Taube. In den Flügeln stehen der Erzengel Michael und ein heiliger Bischof.

Das Kruzifix über dem Mittelschrein zeigt den Gekreuzigten in romanischerWeise mit paralleler Stellung der Beine in hoheitsvoller, etwas starrer Haltung. Es ist jedoch erst zu Anfang des 15. Jh., wohl als Nachahmung eines spätromanischen Werkes entstanden. Die Granittaufe wurde bereits um 1200 wie die ganz ähnliche Taufe in Grundhof im ostjütischen Djursland angeblich von einem Meister Horder geschaffen. Wie in Grundhof umzieht ein doppeltes Rankenband die Kuppa, am Fuß erkennt man Dämonenköpfe und dasLammGottes.

Die Nordwand des Schiffes trägt eines der bedeutendsten Werke frühgotischer Plastik in Norddeutschland, die Hüruper Passion. Unter einer über sechs Meter langen Folge von Kleeblattbögen zeigen sieben Reliefs in vorzüglicher Komposition und Ausdruckskraft Gefangennahme, Geißelung, Kreuzabnahme, Grablegung und Auferstehung Christi sowie die drei Frauen am Grabe und Christus in der Vorhölle. In Kenntnis der Plastiken an gotischen Kathedralen Frankreichs schufen zwei unbekannte Meister das Werk nach 1265 (Fällungsjahr des Eichenholzes) wahrscheinlich für die Brüstung eines Lettners. Sie schnitzten wohl auch die kleine thronende Madonna (Kopf spätgotisch).

Die ausdrucksvolle Triumphkreuzgruppe über der Südtür entstand um 1500, ebenso die vier Apostelfiguren an der Südwand, die wohl aus den Flügeln eines spätgotischen Altars stammen. Die Barockkanzel mit den pathetischen Brüstungsfiguren Christi und der Apostel schnitzte Hans Buchholz in Flensburg 1698. An Pastor M. Hillebrandt, gest. 1669 und seine Familie erinnert ein großes Ölbild; an Pastor Fr. R. Hasselmann sein 1929 von Theo Jensen, Husby, gemaltes Porträt. Ein erschütterndes Dokument der Kindersterblichkeit im 17. Jh. ist die Grabplatte der Pastorenfamilie Rabe von 1697 im Vorhaus. Von ihren sieben Kindern starben sechs im Kindesalter. Die Orgel auf der Westempore im Turm baute die Werkstatt Marcussen, Apenrade, 1880 mit neugotischem Prospekt.