Das Pastorat
In einem Bericht von Albert Panten ("Das Kirchspiel Medelby in alter Zeit") ist eine Notiz zu finden, dass im Jahre 1680 ein neues Pastorat erbaut wurde. Hat es davor vielleicht auch schon ein Pastorat gegeben?
Dieses neue (zweite) Pastorat, von dem es noch keine Bilder gibt, ist in der Nacht vom 13. auf den 14. November 1739 durch ein Feuer vernichtet worden. Leider sind bei diesem Brand auch alle Kirchenbücher mit vernichtet worden, so dass aus den davor liegenden Jahren kaum noch Recherchen möglich sind.
Im darauf folgenden Jahr (1740) wurde wieder ein neues Pastorat (das dritte) errichtet. Hierüber sind sehr genaue Angaben gemacht worden, wann, wo und welche Umbauten, Dachdeckerarbeiten und Renovierungen gemacht worden sind.
Im Jahre 1964 ist das Haus dann so marode gewesen, dass man sich entschloss, abermals ein neues Pastorat zu bauen - das Heutige (das vierte). Der Anbau mit dem Gemeindesaal ist dann 1991 gebaut worden, da Platz für die Gemeindearbeit fehlte. Dort treffen sich verschiedene Gruppen, z.B. eine Krabbelgruppe, der Handarbeitsclub, eine Gymnastikgruppe oder der "Seniorentreff 60 plus".
Rechts hierneben sind auch einige Bilder vom alten Pastorat. Beim Anklicken der Bilder wird eine Vergrößerung gezeigt.
Chronik des Pastorats
1680 Neubau eines Pastorats
1740 Neubau des (sog. "alten") Pastorats nach dem Brand
1739 (Jahreszahl am Ostende des Wohnhauses).
1764 Es ist angebaut worden, um für den Pastor Fabritius eine "Abnahme" zu
schaffen. Laut Chronik musste Pastor Holst ihm "freie Verköstigung"
geben. (s. Totenreg. 1765, Nr, 14)
1813 Jahreszahl an der Nordseite (der Torfscheune).
1841 Jahreszahl am Westende der Heuscheune.
1902 Im Jahr 1902 beschlossen die kirchlichen Gemeindeorgane, die alten
Wirtschaftsgebäude abzubrechen und die übrigen Räumlichkeiten, wie
Waschküche, Torfraum, Stall etc, im westlichen Teil des Wohnhauses
einzugliedern. Das Konsistorium genehmigte diesen Beschluss unter
der Bedingung, dass die Kirchengemeinde verpflichtet ist, die
Wirtschaftsgebäude im Bedarfsfall aufs Erfordern des Konsistoriums
ganz oder teilweise wieder aufzubauen. Der Abbruch geschah
daraufhin in den Jahren 1902 und 1903.
1904 Im Frühjahr wird ein Teil der Nordseite neu mit Reet gedeckt.
1907 Die Südseite und ein Teil der Nordseite werden neu eingedeckt.
1915 Da das Pastorat in der Vakanz zwischen Pastor Kock und Pastor
Jenssen nicht renoviert worden war, wurden 4 Zimmer und der
Haupteingang neu gemalt und tapeziert.
1919 An der Nord-ost-seite des Daches wird der Rest neu eingedeckt.
1925 Der First südlich wird auf zwei Meter repariert und neu gedeckt.
1933 Im September wurde das Dach des Pastorats nach Norden hin, und zwar
der westliche Teil, gründlich repariert (von Dachdecker Brodersen aus
Achtrup) und im übrigen das Schlimmste ausgebessert. Der reparierte
Teil sollte laut Chronik nun 20 – 30 Jahre halten können.
1936 Im September und Oktober wurde die Nordseite des Pastoratdaches
(östlicher Teil vom Giebel an) komplett neu gedeckt. Dachdecker war
Hans Hansen, Medelby.
1937 Die Westseite wird im Herbst durch Dachdecker Hans Hansen, Medelby
neu gedeckt. Im September wurde der Küchenschornstein
heruntergerissen. Er war von der Brandschau kassiert worden. Da der
neue Schornstein senkrecht aufgeführt werden musste, reichte er mit
seinem unteren Teil von der Küche in die Stube.
1948 Als Pastor Hemsen 1947 seinen Dienst in Medelby antrat, war Pastor
Henschen noch nicht ausgezogen, obwohl er in Brecklum seinen Dienst
angetreten hatte. Es waren laut Chronik sehr schlechte Zustände im
Pastorat, da das Haus auch noch sehr baufällig war, und durch den
Krieg ebenfalls nichts gemacht worden war.
Im Juni, nach dem Auszug von Pastor Henschen, wurde die Südmauer
zwischen den beiden Haustüren heruntergenommen, da ein Wohnen
in den 3 Stuben lebensgefährlich war. Gerade als die Mauern fort waren
und alles offen stand, kam am 20. Juni die Währungsreform und mit ihr
eine große Leere in der Kirchenkasse. Aber die Arbeiten wurden
trotzdem vom Kirchenältesten Andreas Abild, mit großem Interesse
und mit großer Sorgfalt und Liebe zu Ende geführt, sodass Pastor
Hemsen dann Mitte Juli einziehen konnte. Das ganze Haus, sah sehr
verfallen und ramponiert aus, sodass es einen traurigen Eindruck
machte. Auch dafür sorgte neben dem Pastor in erster Linie Andreas
Abild, der (Zitat aus der Chronik:) "leider schon 1 Jahr später von
seinem Herrn u. Heiland abgerufen wurde. Er war ein selten treuer
Mann u. jeden Sonntag in der Kirche"
Um das Dach des Pastorats in Ordnung zu halten wurden für heutige
Zeiten ungewöhnliche Maßnahmen getroffen: Der Kirchenvorstand
beschloss, die Pächter zur Lieferung von Dachstroh - ½ "Draf" pro
Hektar Land – heranzuziehen. So ist es gelungen, fast die ganze
Südseite neu zu decken.
1958 Pastor Gertz schrieb in der Chronik: "… Im Pastorat wurde das Amts-
zimmer hergestellt (Eingang vom Garten, Tür links). Bisher hatte das
Pastorat keinen für ein Amtszimmer geeigneten Raum! Da sonst alle
Zimmer … miteinander verbunden sind, mussten die Besucher das
Gefühl haben, dass die Familie die Gespräche mithört. Ferner wurden
die beiden Südzimmer als Konfirmandenraum hergerichtet. Die
Zwischenwand wurde niedergerissen, um einen großen Raum zu
erhalten. Die Zwischenwand zu den Nordzimmern (früher
Konfirmandenraum) wurde niedergerissen und neu aufgemauert, dazu
wurde der Schornstein in diesem Raum von unten bis oben neu
errichtet. Sämtliche Schornsteine erhielten neue Schornsteinköpfe,
dazu wurden Dacharbeiten gemacht."
Die Erstellung des Konfirmandenraumes im Osten des Hauses konnte
allerdings nur eine vorübergehende Lösung sein, da diese Räume
eigentlich von der größer werdenden Familie wieder benötigt wurden.
Da stellte man die ersten Überlegungen zum Bau eines neuen
Pastorats. Doch dazu fehlten die Gelder und es war bereits zuviel ins
alte Pastorat hineingesteckt worden.
1963 Der Bau eines neuen Pastorats wurde beschlossen. Im selben Jahr
wurde das alte Gebäude abgerissen und mit dem Neubau begonnen.
Beim Abriss fand man eine eingemauerte Flasche mit einer Nieder-
schrift, die 1948 bei der Erneuerung der Südmauer mit eingemauert
wurde.
1965 Im März konnte das neue Pastorat bezogen werden.
1991 Anbau des Gemeindesaales.
Von einigen älteren Einwohnern des Kirchspiels hört man folgende lustige Geschichte:
Im Winter bei ausreichend Schnee diente der Kirchberg, besonders die Allee von Süden her, als schöner Rodelberg. Sonst gab es ja keine nennenswerten Erhebungen in diesem Gebiet. Die Haustüren des Pastorats nach Norden und Süden lagen in einer Flucht mit der Kirchenallee. Somit wurden diese Türen dann geöffnet, und es wurde vom Kirchberg aus gerade durch den Flur des Pastorats hindurchgerodelt in den Pastoratspark.
Bilder: U. Hoge (1), Kirchenbüro (1), H. Hansen (2),