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Kitas im Kreisgebiet: Fachkräftemangel und Grippewelle führt zu Betreuungsnotstand

13.02.2018

Die aktuelle Grippewelle, die auch zahlreiche Erzieherinnen evangelischer Kitas ins Bett zwingt, sorgt für große Aufregung in den Kitas. In den letzten Wochen musste das Evangelische Kita-Werk in Schleswig-Flensburg – wie andere Träger Schleswig-Holstein-weit auch – immer wieder Kita-Gruppen schließen und Kinder nach Hause schicken – insbesondere in ländlichen Gebieten.

Schon seit geraumer Zeit weist der Leiter des Evangelischen Kita-Werkes, Gerd Nielsen, darauf hin, dass die Personaldecke extrem dünn ist. Die Gründe: Fachkräftemangel bei den Erzieher*innen. Es wird zu wenig Nachwuchs ausgebildet und gleichzeitig boomt der Kita-Ausbau: Sowohl die Anzahl der Kita-Plätze als auch die Betreuungszeiten haben in den letzten Jahren enorm zugenommen, so dass immer mehr Erzieher*innen gebraucht werden. Allein im Evangelischen Kita-Werk des Kirchenkreises, zu dem 46 Kitas gehören, hat sich die Anzahl der Kita-Mitarbeiter*innen in den letzten Jahren von ca. 600 auf über 800 erhöht. Derzeit gibt es dort 15 offene Stellen und so gut wie keine Bewerber*innen. Vermehrt geschaltete Stellengesuche in Zeitungen und in Online-Jobbörsen, wie Jöbbörse SH, blieben bislang ohne Erfolg.

Der Leiter des Kita-Werkes, Gerd Nielsen, sagt: Wir bemühen uns mit all unseren Möglichkeiten, Schließungen zu vermeiden und Personal zu finden. Aber das ist leider gar nicht so einfach. Um die Betreuung sicherstellen zu können, brauchen wir kurzfristig wie langfristig verschiedene Maßnahmen, die ineinandergreifen und sich wie einzelne Puzzle-Teile zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Bei uns heißt dieses große Ganze Zuverlässigkeit und Kontinuität für Kinder und Familien – sowohl bei den Betreuungszeiten als auch bei den Betreuungspersonen. Gerd Nielsen sagt. „Ich möchte, dass die Kinder jeden Tag das gleiche Gesicht sehen und eine Bindung zu ihrer Bezugsperson aufbauen können. Bei der Kinderbetreuung geht es um Kontinuität und Vertrauen.“

Um die Betreuungszeiten trotz Fachkräftemangel und Grippe auch kurzfristig zu gewährleisten, hat Gerd Nielsen versucht, Erzieher*innen im Ruhestand für eine Übergangszeit zu gewinnen – leider ohne Erfolg. Mütter von Kita-Kindern waren spontan bereit, vorübergehend mitzuhelfen. Dies ist gesetzlich allerdings nicht erlaubt, denn die Betreuung von Kindern in Kitas ist Erzieher*innen und sozialpädagogischen Assistent*innen vorbehalten. „An sich ist es richtig, die Qualität zu sichern, indem nur Fachpersonal zugelassen ist“, so Gerd Nielsen. Allerdings wäre es hilfreich, wenn die Heimaufsicht als Ausnahme genehmigen würde, dass artverwandte Pädagog*innen tätig werden dürfen“, sagte er. 

Und noch einmal stieß er gemeinsam mit seinem Team auf der Suche nach Lösungen an gesetzliche Grenzen: Er wollte Erzieher*innen aus Süddänemark werben, die auf Jobsuche sind. Dies scheiterte, weil sie in Deutschland nicht anerkannt sind und erst nach weiteren Ausbildungskursen in Deutschland tätig werden dürften. Auch hier fordert er ein schlankes und schnelles Genehmigungsverfahren. 

„Als nächste Maßnahmen werden wir uns per Radiowerbung und auf digitalen Kanälen auf die Suche nach Erzieher*innen machen und auch ein Gespräch mit der Arbeitsagentur, die deutschlandweit Kräfte vermittelt, steht auf dem Plan“, so Nielsen.

Langfristig müssten an den Fachschulen dringend zusätzliche Klassen für Erzieher*innen eingerichtet werden, um den Nachwuchs zu sichern. Gerd Nielsen sagt: „Das bedeutet für den Staat, sowohl zusätzliche Lehrer*innen einzustellen als auch Räume für den Unterricht zu finden. Und: Nur, wenn all diese Bausteine ineinandergreifen und alle an der Kita-Versorgung beteiligten Partner*innen aktiv mittun, haben wir die Chance, gemeinsam etwas für unseren Nachwuchs zu verbessern.“

Der große Wunsch des Kita-Werkes für die Zukunft: Drei Kräfte pro Gruppe als gesetzliche Vorgabe, so wie es in der Flensburger Qualitätsoffensive umgesetzt wird. Nielsen sagt: „Dann wäre nicht mehr alles auf Kante genäht, sondern Ausfälle ließen sich auffangen. Das greift natürlich nicht als Sofortmaßnahme, aber ganz klar als mittelfristige Strukturmaßnahme, die nachhaltig ist. Und es gilt, den Erzieher*innen-Beruf attraktiver zu machen als er derzeit ist: Arbeitsplätze mit höherer Vergütung und ohne Dauerstress ließen sich einfacher besetzen – ein Appell an die Politiker*innen, für den Nachwuchs mehr Geld in die Hand zu nehmen.“

Am Mittwoch, 31.1.2018 hat der Radiosender R.SH unter dem Motto „Kinder, Kosten, Kräftemangel“ verschiedene Beiträge zum Thema gesendet, in denen auch Gerd Nielsen zu Wort kommt. Diese Beiträge hören Sie hier: 

R.SH-Beitrag vom 31.01.2018 um 06:37 Uhr
R.SH-Beitrag vom 31.01.2018 um 07:07 Uhr
R.SH-Beitrag vom 31.01.2018 um 08:07 Uhr
R.SH-Beitrag vom 31.01.2018 um 09:56 Uhr
R.SH-Beitrag vom 31.01.2018 um 10:15 Uhr
R.SH-Beitrag vom 31.01.2018 um 14:14 Uhr

Bewerbungen an:

Ev. Kindertagesstättenwerk im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg
Mühlenstraße 19
24937 Flensburg

Nähere Informationen erteilt Frau Falkenhagen, Tel.-Nr. 0461-5030941

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