Literaturempfehlungen für Ehrenamtliche

„Leben in Würde bis zuletzt“ - Erlebnisse und Erfahrungen in Grenzsituationen als Sterbebegleiterin im Hospiz - Dorothee Döring

Paderborn: Bonifatius 2002, 236 Seiten, € 9,99. ISBN 978-3897102048

Über Sterben, Tod und Trauer wird viel geschrieben, aber wenige derer, die diesen Komplex behandeln, sind erlebnismäßig so nah dran. Die von der Autorin geschilderten „Fallbeispiele“ sind authentisch und geben eine große Bandbreite des Erlebens und Erleidens des individuellen Sterbens wieder. Und diese Vielfalt ist eine Quelle unermesslicher Erfahrungen. Konkurrenzlos dürfte daher das Kernstück des Buches sein, das vom patientennahen Einsatz der Autorin als Sterbebegleiterin und ihren erlebten Grenzerfahrungen zwischen Leben und Tod berichtet, von dem unendlichen Vertrauensbeweis der Sterbenden, von deren Hilflosigkeit, vom körperlichen Verfall, aber auch von unglaublichem seelischem Wachstum. Die Autorin erklärt Aufgaben und Funktionen der Sterbebegleiter, geht auf die Anforderungen und Voraussetzungen ein, verdeutlicht praxisnah den Beziehungskreis von psychosozialen, medizinischen und pflegerischen Versorgungselementen für Sterbende und Trauernde und geht einfühlsam auf die psychischen Veränderungen des Lebens im Angesicht des Todes ein, denen in der Begleitung Rechnung zu tragen ist. Daneben vermittelt sie Einblicke in Inhalte diverser Aus- und Weiterbildungsseminare.

„Bleib an meiner Seite“ - Ralf Dziewas

Ein Ratgeber für Besuche bei alten und kranken Menschen
Wuppertal: R. Brockhaus 2002, 112 Seiten, € 7,95. ISBN 978-3417205992

Haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass Besuche bei Alten und Kranken schwieriger und belastender sein können, als Sie anfänglich glaubten? Dieses Buch gibt Rat aus praktischer Erfahrung und spricht alle wichtigen Themen und Situationen an, denen Sie bei der Begleitung älterer Menschen begegnen.

Dabei geht es um:

  • die Lebenssituation älterer Menschen,
  • Besuche zu Hause und im Krankenhaus,
  • die Chancen regelmäßiger Besuche,
  • das Zuhören als wichtigste Fähigkeit,
  • die Bedeutung von Lebensgeschichten,
  • einander verstehen lernen,
  • den Umgang mit der eigenen Zeit,
  • die Kunst, ein Gespräch zu beenden,
  • Verschwiegenheit und Vertrauen
  • Begleitung in der letzten Lebensphase und
  • den Umgang mit belastenden Situationen.

Ein wertvoller Leitfaden für alle, die sich wünschen, dass ihr Engagement wirklich hilfreich ist.

„Auf dem Weg mit Sterbenden - Alles hat seine Zeit“ - Elftraud von Kalckreuth

Mainz: Matthias Grünewald 22002, 168 Seiten, € 12,80. ISBN 978-3786722984

Noch ein Buch zur Sterbebegleitung!? Dieser oft gehörte Seufzer angesichts der Bücherflut zum Thema wird von der Autorin gleich im Vorwort aufgegriffen und entkräftet. Denn die vorliegende leicht lesbare Schrift (168 Seiten) weckt schon nach wenigen Seiten Interesse wegen des unerwarteten Stils. Es ist kein Sachbuch oder gar ein Ratgeber für die „richtige“ Sterbebegleitung, sondern ein sehr persönliches Bekenntnis zu vielfältigen Einsichten aus langjähriger praktischer Erfahrung. Man spürt auch, dass hier eine ehemalige Redakteurin am Werk ist, die es versteht, mit Worten und Bildern umzugehen.

Ungewöhnlich und originell ist auch die Gliederung. Die einzelnen Kapitel folgen dem bekannten Bibeltext aus dem Buch der Prediger Kapitel 3,1-8 „Alles hat seine Zeit ...“. Diese wenigen Verse (8 Verse in 16 Sätzen) zählen zu den dichtesten Weisheitsworten der Weltliteratur und erreichen Ohr und Herz auch der Menschen, die mit Glaube und Kirche wenig zu tun haben. Sie bilden den jeweiligen thematischen Rahmen für kurze Abschnitte, die einer Mischung als Fallbeispielen, Reflexion, persönlichen Einschätzung und Ermutigung der Leser gleichen. Gelegentlich fühlt man sich wie in einem Gespräch mit der Autorin.

Anhand der vielen Beispiele versucht von Kalckreuth im Erzählstil den Leser einzuladen, die vielen ganz unterschiedlichen Wege mitzugehen, die sie mit Sterbenden gegangen ist. Ganz nebenbei geschieht das Unvermeidliche: Der interessierte Leser beginnt, sich mit seiner eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Und dies ist ein nicht zu unterschätzender Ertrag der Lektüre. Denn zu den Standards in der Ausbildung der Hospizhelfer gehört es, sein eigenes Sterben angstfrei und in ruhiger Lebensbetrachtung voraus zu meditieren. In diesem nicht einfachen Prozess – so bezeugen erfahrene Sterbebegleiter – sind die besten Lehrmeister die Sterbenden selbst. Dies bewahrheitet sich auch in diesem Buch von Seite zu Seite.

Besonders lebenswert sind die Abschnitte über Nähe und Distanz, über Berührung und den Umgang mit der Zeit. Die häufige Klage der Pflegenden und der Ehrenamtlichen „Ich habe keine – oder zu wenig – Zeit“, lässt die Autorin so nicht gelten. Zeit im Angesicht der letzten Lebensphase ist weniger ein mit Uhren messbares Faktum, sondern das gleichmäßige und beruhigende Voranschreiten von einem Augenblick zum anderen, wobei der Kern im gefüllten „Jetzt“ zu suchen und zu finden wäre. „Jetzt – jetzt – jetzt“, diese „Zauberformel“ nimmt das Gefühl, aus Zeitmangel zu wenig Zuwendung und Anteilnahme anbieten zu können, sondern ermutigt, im jeweiligen gegenwärtigen kurzen Augenblick wachsam und sensibel gegenwärtig zu sein. Auf einen Nenner gebracht: Da-sein kommt vor dem Tätig-sein.

Auch wenn für Insider das vermittelte Wissen nicht unbedingt neu ist, so ist doch die Art der Darlegung neu. Hier schreibt auch eine gläubige Frau, deren dezente Hinweise auf die religiösen Dimension von Leben und Sterben auch bei denjenigen Suchenden ankommen wird, die ihre Probleme mit Glaube und Kirche haben. Aufdringlichkeit und Besserwisserei ist nicht angesagt, sondern einfühlendes Verstehen und Mitgehen auf dem Weg, der so unterschiedlich nur sein kann wie die Menschen in ihren Biografien auch unterschiedlich sind.

So ist ein lesenswertes Buch entstanden, das man nicht nur allen professionellen und ehrenamtlichen Sterbebegleitern empfehlen kann, sondern auch denen, die sich ganz allgemein mit Grundfragen des Lebens und des Sterbens befassen wollen. Gilt doch in der spirituellen Literatur immer schon ein alter Grundsatz: „Am Sterben ist alles gelegen“. Die Frage darf gestellt werden, warum in unserer Gesellschaft eine Geburtsvorbereitung selbstverständlich praktiziert, Sterbevorbereitung von den meisten Menschen eher ausgeklammert, ja verdrängt wird. Die kollektive Verdrängung des Todes kann mit diesem Buch wirksam aufgelöst werden, das verlorengegangene Erfahrungswissen über die letzte entscheidende Lebensphase des Menschen neu gewonnen werden. Die Autorin ist auch ausgebildete Therapeutin und kann als gelernte Krankenpflegerin vor diesem Hintergrund auf eine reiche Lebenserfahrung zurückblicken.

Wenn die alte Volksweisheit „Sterben ist, was dir geschieht, während du geschäftig anderes planst“, stimmt, dann hat Elftraud von Kalckreuth ein klassisches Vademecum vorgelegt, das man jedem Zeitgenossen zur Lektüre empfehlen kann.

„Märchen von Tod und neuem Leben“ - Sigrid Früh (Hrsg.)

Krummwisch b. Kiel: Königsfurt-Urania 2009, 192 Seiten, €. ISBN 978-3-86826-012-0

Es ist ein Geschenk der Märchen, dass sie von Tod und neuem Leben ganz selbstverständlich reden. In diesem Buch begegnet man dem Tod von seiner märchenhaften Seite. Hier erscheint er als Freund, Gefährte und Wegweiser. In unterschiedlichen Motiven zeigen die Märchen den Tod auch als Tor zu einem neuen Leben und treten so der Furcht vor dem Tod entgegen. Sigrid Früh hat die besten Märchen zu diesem wichtigen Thema ausgewählt!

„Heimkommen“ - Brigitte Enzner-Probst

Segensworte, Gebete und Rituale für die Kranken- und Sterbebegleitung
München: Claudius 2004, 22005, 168 Seiten, € 29,86 (gebraucht). ISBN 978-3532623015

Krankheit, Sterben und Tod drohen uns die Stimme zu verschlagen. Die Texte in diesem Buch überwinden die Sprachlosigkeit mit einfühlsamen Gebeten, behutsamen Trostworten, ermutigenden Ritualen, ausdrucksvollen Symbolen und Zuversicht spendenden Segensworten für die Kranken- und Sterbebegleitung. Neben Texten, die mit Kranken und für Sterbende gesprochen werden können, bietet das Buch auch Gebete und Rituale für alle in der Hospizarbeit Tätigen.

„Sterbenden nahe sein - Hilfreich begleiten“ - Daniela Tausch

Bielefeld: Kamphausen 2010, 159 Seiten, € 9,80. ISBN 978-3899012767

Im Umgang mit Sterbenden sind wir sehr hilflos – trotz oder vielleicht gerade wegen der innigen Gefühle, die dabei aufbrechen. Dieses Buch zeigt, was Sterbende brauchen, was tatsächlich hilft, um den letzten Weg gemeinsam zu gehen und auf eine gute, liebevolle und würdige Art, Abschied zu nehmen – voneinander und von diesem Leben.