Fluchtlingsbroschure Bild

Hohes Engagement und gute Vernetzung in Schleswig-Flensburg

01.02.2016

Der Ev.-Luth. Kirchenkreis hat eine Broschüre für Flüchtlinge und ihre Helferinnen und Helfer herausgegeben.

Eine ehemalige Autoverkaufshalle in Hürup mit einem echten Oldtimer, einem Billiardtisch, einem Kicker, einer Spiel-Ecke, einer Couch zum Sitzen und dazu Kaffee und Kekse auf dem Tisch: Hier begegnen sich immer donnerstags nachmittags die Flüchtlingslots_innen, die Flüchtlinge und die interessierten Bewohner_innen der Gemeinde. Unter dem Stichwort "Treffpunkt" finden hier Begegnung, Austausch und Beratungsgespräche statt. Gleichzeitig wird die neue Amtspost der Flüchtlinge gesichtet, die nächste Woche geplant und derweil spielen die Kinder vergnügt - alles parallel und trotzdem in entspannter Atmosphäre.
Vor circa 1,5 Jahren hat Hermann Schümann diesen Treffpunkt ins Leben gerufen und ist damit einem Aufruf des Amtes gefolgt, das Hilfe bei der Begleitung von Flüchtlingen suchte. Mittlerweile engagieren sich 56 Ehrenamtliche für die 114 Flüchtlinge in Hürup. "Vernetzung" sei das Zauberwort für diese Art der Begleitung, sagt Hermann Schümann und als ehemaliger Bürgermeister von Maaßbüll weiß er, wovon er spricht: "Wir kennen uns und damit können wir uns individuell und personennah für jeden und jede einzelne einsetzen. Und Spaß macht diese Tätigkeit auch noch, denn sie ist spannend und immer voller Überraschungen", so Schümann.
Diese Initiative ist eine von insgesamt über 100 Angeboten für Flüchtlinge und ihre Helfer im Kreis Schleswig-Flensburg und der Stadt Flensburg, die ab sofort in einer handlichen Broschüre zusammengestellt sind. Die Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises, Mareike Brombacher, sagt: "Es ist sehr beeindruckend, wie viele Menschen sich in den zahlreichen Initiativen engagieren und wie vielfältig die Angebote sind. Wir haben diese Broschüre zusammengestellt, weil es besonders für Helferinnen und Helfer in der Flüchtlingsarbeit wichtig ist, voneinander zu wissen und sich zu vernetzen. So können sie voneinander lernen, sich austauschen und nicht zuletzt für die von ihnen betreuten Menschen gezielt das richtige Angebot finden." Dabei geht es auch darum, über den Tellerrand der eigenen Institution oder Initiative zu blicken.
Ein gängiges Angebot in fast allen Gemeinden, das in der Broschüre zu finden ist, ist der Deutschunterricht als Schlüssel zur Integration hier vor Ort, so wie beispielsweise in St. Nikolai zu Flensburg. An zwei Tagen findet der Unterricht in der Flensburger Kirchengemeinde am Südermarkt in insgesamt sieben Gruppen statt - von Anfänger-Kursen bis hin zu Unterricht für Fortgeschrittene, die bereits die Schriftsprache kennen. "Montags beispielsweise ist Platz für 60 Schüler_innen", erklärt eine der ehrenamtlichen Lehrerinnen, Brigitte Richter, "wenn alle Plätze besetzt sind, müssen wir die Tür zumachen, mehr geht nicht." Sie gestaltet den zweistündigen Unterricht dann auch schon mal mit vollem Körpereinsatz, wenn es beispielsweise darum geht, die Worte Arm, Bein, Rücken oder Knie zu erklären - und das immer mit einem Lächeln auf den Lippen. "Auch wenn ich Vieles hinter mir lassen muss, was ich als Gymnasiallehrerin methodisch gelernt habe, ist es für mich diese ehrenamtliche Tätigkeit sehr erfüllend" so Brigitte Richter, "denn die Menschen, die herkommen, wollen unbedingt etwas lernen." Und Kollegin Helga Brand ergänzt: "Es ist menschlich so schön und ich bekomme 1.000 fach das zurück, was ich gebe." Zeit für Begegnung und persönliche Gespräche sei besonders in den Pausen bei Kaffee und Kuchen. Um diesen auch künftig anbieten zu können, hoffe St. Nikolai nun auf Spenden, berichtet sie.
Doch nicht nur die große Vielzahl der ehrenamtlichen Initiativen ist in der Broschüre des Kirchenkreises zu finden, sondern auch die hauptamtlichen Angebote für Flüchtlinge und ihre Begleiter_innen in zahlreichen Einrichtungen - von der Migrationsberatung des Kreises, des Wirtschaftszentrums Handwerk Plus oder des Diakonischen Werkes bis hin zum Elisabethheim, in dem minderjährige Flüchtlinge ein zuhause finden. Allein das Diakonische Werk im Kirchenkreis habe beispielsweise fast 20 Hauptamtliche eingestellt, die sich gemeinsam mit den Mitarbeiter_innen der AWO im Auftrag der Stadt um die Begleitung in den Flensburger Sammelunterkünften kümmern, berichtet Diakoniepastor Thomas Nolte. Einmal wöchentlich trifft sich das Team aus Pädagogen und Kultur- und Sprachmittlern mit Leiter und Koordinator Michael Gräf, um offene Fragen zu klären und die nächste Woche zu planen - und die Herausforderungen sind vielfältig: Es gilt, für eine gute Begleitung und Betreuung möglichst alle Sprachen abzudecken, Präsenzzeiten in den Häusern anzubieten und gleichzeitig Einzelne zu Arzt- und Ämterbesuchen zu begleiten und dabei noch zu organisieren, dass männliche Ansprechpartner für die Männer und weibliche für die Frauen verfügbar sind. Das Resumé von Teamleiter Michael Gräf lautet ähnlich wie das der ehrenamtlichen Initiativen: "Gute Vernetzung und Teamwork sind bei der Begleitung von Flüchtlingen das A und O."
Vom Ev.-Luth. Kirchenkreis Schleswig-Flensburg wird ein Heft herausgegeben, in dem alle haupt- und ehrenamtlichen Angebote für Flüchtlinge und deren Helferinnen und Helfer in der Stadt Flensburg und dem Kreis Schleswig-Flensburg gesammelt sind.
Wünschen Sie es als gedrucktes Exemplar, so können Sie es bei Katrin Jessen im Regionalzentrum unter Tel. 04642 - 91 11 19 oder per E-Mail: katrin.jessen@kirche-slfl.de bestellen.