Jubiläumsfeier: 10 Jahre Diakonisches Werk Schleswig-Flensburg
30.06.2018
„Wer zeitgleich mit dem Fußballspiel Deutschland – Südkorea zu einer Jubiläumsfeier einlädt, ist entweder kein Fußballfan oder er hat eine große Portion Gottvertrauen“, sagte Kreispräsident Ulrich Brüggemeier am letzten Mittwoch (27.6.2018) beim Geburtstagsempfang des Diakonischen Werkes Schleswig-Flensburg in der Flensburger St. Nikolai-Kirche. Und: „Sie, liebe Gäste, haben es richtig gemacht. Herzlichen Glückwunsch, dass Sie hier sind.“
Die Gratulanten beglückwünschten aber nicht nur die Gäste – Kommunalpolitiker, Partner aus Verwaltungen, anderen Kirchenkreisen und sozialen Einrichtungen sowie zahlreiche Mitarbeiter*innen, sondern auch das Geburtstagskind selbst. 10 Jahre ist es her, dass sich die Diakonischen Werke Schleswig, Angeln und Flensburg zum Diakonischen Werk Schleswig-Flensburg zusammengeschlossen haben. Im Vergleich zur 170-jährigen Geschichte der Diakonie seien 10 Jahre zwar noch nicht alt, führte Pastor Thomas Nolte bei der Begrüßung ein, aber es gelte doch zu feiern. Er sagte: „Die Fusion hat sich gelohnt. Sie war mit vielen Mühen und Neuerungen verbunden. Und sie hat bereichert. Gerade in der sozialen Arbeit ist es wichtig, gut vernetzt zu sein, um den Menschen zu dienen.“ Und Ernst-Otto Löwenstrom ergänzte: „Ich danke insbesondere den Mitarbeiter*innen für all Ihr Tun. Sie machen unser Diakonisches Werk aus.“
„Danke“ sagte auch Propst Helgo Jacobs in seiner Andacht, denn es sei etwas Gutes daraus geworden. „Das Wichtigste ist die hohe Motivation und Professionalität, mit der Sie an ihre unterschiedlichen Aufgabenfelder gehen und auf die viele Menschen hier berechtigt hoffen können“, so Jacobs.
Mittlerweile sind fast 150 Mitarbeiter*innen im Diakonischen Werk in verschiedenen Arbeitsbereichen an der Seite hilfsbedürftiger Menschen vor Ort unterwegs – in der Schuldner- oder Erziehungsberatung genauso wie mit heilpädagogischen Angeboten, einem Tagestreff für Obdachlose oder der Begleitung von Migrant*innen und geflohenen Menschen.
Propst Jacobs nutzte die Andacht zu fragen, warum die Veränderung der Fusion notwendig war. Zum Einstieg sagte er: „Dauernd ändert sich etwas – Lebensgefühl, Denkgewohnheiten, Klima, Haarfarbe, Gewicht und Laune. Manchmal scheint es riskant zu sein, morgens aufzustehen, wegen der Dinge, die schon wieder anders sind oder überhaupt nicht gehen – oder vielleicht doch? Warum hat Gott all diese Veränderungen gemacht?“ Veränderungen der gewohnten Traditionen hätten im jüdisch-christlichen Kontext selbst Tradition, führte er aus und erzählte beispielhaft von Abrahams Berufung und dem Zug nach Kanaan. Propst Jacobs sagte: „Es gibt nur zwei Gründe, warum Menschen etwas ändern: Entweder weil man etwas nicht mehr aushält oder weil jemand – in der biblischen Geschichte ist es Gott selbst – ruft oder lockt oder man sich etwas erhofft. Die Fusion der Kirchenkreise sei eine auf Hoffnung angelegte Veränderung. Und Veränderungen würden offenbar nie aufhören. Abraham in der biblischen Geschichte jedenfalls musste selbst mit 75 Jahren noch aufbrechen. Es gelte immer wieder, aus dem vertrauten Unglück ins unvertraute Glück zu gehen, so Jacobs.
Als Festredner für die Jubiläumsveranstaltung hatten Pastor Thomas Nolte und Ernst-Otto Löwenstrom als Leitungsteam und Geburtstags-Organisatoren Prof. Gerhard Wegner vom sozialwissenschaftlichen Institut der Ev. Kirche eingeladen. Sein Thema: Gerechtigkeit. Wegener führte aus, dass es nicht nur um soziale Gerechtigkeit gehe. Vielmehr habe jeder Mensch eine Berufung, etwas für sich und für andere zu tun und damit zum Gemeinwohl beizutragen. Wer beeinträchtigt ist, sich einzubringen und dafür Anerkennung zu bekommen, ist arm“, sagte Wegener. Aufgabe des Staates ist es nach seiner Ansicht, jeden Menschen dabei zu unterstützen, dieser Berufung nachzugehen, damit alle gemeinsam die Gesellschaft gestalten können und formulierte dies mit einem Zitat von Martin Luther King: „Wenn Du dazu berufen bist, Straßen zu kehren, dann kehre sie wie Michelangelo Bilder malte, oder Beethoven Musik komponierte, oder Shakespeare dichtete. Kehre die Straße so gut, dass alle im Himmel und auf Erden sagen: "Hier lebte ein großartiger Straßenkehrer, der seinen Job gut gemacht hat!"