
Geistliches Wort für Juli: "Scheiß auf Noten"
08.07.2025
Das Schuljahr endet am 25. Juli und die Zeugnisse stehen an: Ein Maßstab für die Leistungsbeurteilung unserer Kinder, gleichzeitig auch ein Vergleich und ab der 9. Klasse auch die Grundlage für die ersten Bewerbungen.
Die Zeugnisse sind eine ziemlich große Sache und nicht wenige gehen am 25. Juli mit einem mulmigen Gefühl nach Hause, denn womöglich wurden keine 96 % oder 80 % in Deutsch und Mathe erreicht. Wird es Streit geben oder Schweigen?
Aber auch wenn die Zeugnisse eine große Sache sind, definieren sie uns nicht. Sie sagen lediglich aus, wie sicher wir uns in einem bestimmten Fachbereich bewegen können oder wie gut wir uns anpassen. Aber im Zeugnis steht nicht, wie viel Mühe sich jemand gegeben hat. Dort steht nicht, wie hilfsbereit jemand ist oder ob man trösten kann. Dort steht nichts über das Lachen und Spielen. Das wirklich Wichtige, die Persönlichkeitsentwicklung, wird nicht bewertet. Deshalb macht es Sinn, sich vor Augen zu halten, dass Noten nur einen kleinen Bruchteil vom Leben unserer Kinder sichtbar machen und nur bedingt etwas über das tatsächliche Potential aussagen. Joanne K. Rowling war nur sehr durchschnittlich in der Schule und hat später Millionen von Menschen zum Lesen gebracht.
Nach biblischer Überlieferung hat Gott sich gerade für den kleinen David entschieden, um ihn zum König zu machen. Er war der unscheinbarste und jüngste seiner Brüder, sodass ihn sein Vater sogar vergessen hatte vorzustellen. Als Hirte hatte er noch nichts im Leben erreicht, aber nur „der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr sieht aber das Herz an.“ (1. Sam 16,7) So erwählte Gott ihn, um König zu werden.
Worauf es ankommt, ist, was wir im Herzen tragen. Unsere Augen führen uns nur zu gerne in die Irre und lenken den Blick auf das, was wir im Portemonnaie tragen, an unserem Ringfinger oder eben dem Zeugnis. Wer aber mit dem Herzen sehen kann, achtet auf Mitgefühl, auf Humor, auf Nächstenliebe und darauf, ob wir Verantwortung übernehmen können. Mit dem Herzen sehen bedeutet: liebevoll zu sehen – nicht auf das, was wir haben, sondern wer wir sind.
Das klingt leicht aber in Vollendung kann es wahrscheinlich nur Gott. Anfangen können wir aber, indem wir am Schuljahresende nicht nur über die Noten und Durchschnitte sprechen, sondern auch würdigen, wenn sich jemand Mühe gegeben hat, wenn jemand nicht aufgibt, obwohl es schwer ist. Daher flapsig gesagt: „Scheiß auf Noten.“ Jeder Mensch ist so viel mehr als das. Und dann kann der Sommer auch so richtig losgehen.
Einen guten Start in die Ferien wünscht euch Pastorin Lisa Fischer