
Geistliches Wort: Oktober
18.10.2024
Liebe Leserinnen und Leser, Oktober - mit dem Erntedankfest beginnt er (zumindest, seit das nun regelmäßig an seinem ersten Sonntag gefeiert wird), und mit dem Reformationstag endet er. Wem beides nichts sagt, den tröstet angesichts der herbstlichen Zeit vielleicht Theodor Storms „Oktoberlied“: „Der Nebel steigt, es fällt das Laub;/ schenk ein den Wein, den holden!/ Wir wollen uns den grauen Tag/ vergolden, ja vergolden!“
Vielleicht aber brauchen wir auch gar keinen Trost, weil uns der Herbst gefällt: der Nebel, aus dem die Sonne morgens geheimnisvoll emporsteigt, das Laub, das vor seinem Fallen in so vielen Farben zu leuchten anfängt, und selbst die grauen Tage, die das Heimkommen in Lampenschein und Heizungswärme doppelt gemütlich machen.
Mir geht es so. Ich mag den Oktober. Aber ich mag ihn auch wegen Erntedank und Reformationstag - zwei Stationen in unserem Kirchenjahr, an denen sich christliche Botschaft und natürliches Jahr besonders schön verbinden.
Zu Erntedank z.B. durch das Gleichnis vom „reichen Kornbauern“: Jesus erzählt darin von einem, der die Fülle der Ernte in persönlichen Vorrat und bleibende Sicherheit verwandeln will. Doch so ist sie nicht gemeint, sondern als etwas, auf das immer wieder neu gehofft, um das gebetet und für das gearbeitet werden muß. Eine Fülle, die jedes Mal neu etwas Wunderbares ist und die deshalb vor allem unser dankbares Wahrnehmen verdient - von dem großzügigen Weitergeben ganz zu schweigen!
Und am Reformationstag? Da ist es nach wie vor Martin Luther, der mir gefällt, der im „Herbst des Mittelalters“ ein Licht angezündet hat, das viele Menschen aus der Hoffnungs-losigkeit ihrer Zeit herausgeführt hat. Eigenes Bibellesen, gemeinsames Singen und Beten, auf Gottes Gnade Vertrauen statt auf die Macht des Geldes, auf gute Taten oder einflußreiche Positionen – das war dieses Licht. Und die sich darum versammelt haben, die spürten: Hier ist uns Gott nahe! Und hier bleibt er uns nahe, egal, was der Winter dieser Welt uns noch bringt …
Die wunderbare Fülle der Ernte und der neue Glaubens-mut, der möglich ist, auch in bedrückender Zeit – ich denke, die Erinnerung an beides können wir gut gebrauchen. Und dazwischen all das Schöne, das der Oktober sicher auch in diesem Jahr für uns bereithält.
Eine segensreiche Zeit! wünscht Andreas Wegenhorst,
Pastor in Wanderup und der Sternregion