Kirchenführer

Baugeschichte

Die St. Katharinenkirche ist die alte Hauptkirche der Landschaft Stapelholm und wohl auch die älteste der Region. Es ist eine einschiffige, romanische Feldsteinkirche mit Chor (Altarraum) und Apsis, einem Rundturm an der Westseite und einem südlichen Vorhaus aus Backstein. Der Chor entstand im 12. Jh. und war zunächst niedriger. Darauf deuten der Absatz vor dem oberen Wanddrittel innen, die Schichtung der Feldsteine sowie ein zugemauerter Fensterbogen an der Nordwand außen hin. In der 1. Hälfte des 13. Jh. wurde der Chor erhöht, die Apsis angefügt, Kirchenschiff und Turm gebaut. Das spitzbogige Hauptportal ist aus gothischer Zeit. Im 15. Jh. wurde die Kirche beim Einfall der Dithmarscher niedergebrannt und später noch einmal ausgeraubt. Bei der großen Restaurierung 1954 entstand die Bemalung der Decke und des Chorbogens. Die von außen noch sichtbare Tür an der Nordseite wurde verschlossen. Um die Kirche herum befand sich ein befestigter Friedhof. Er wurde bis 1885 genutzt. Der neue Friedhof liegt im Dorf Richtung Westen, ca. 7 Gehminuten entfernt.

Die Kanzel

Die Kanzel stammt aus Husum aus dem Jahre 1615 und ist eine Nachbildung der Schwabstedter Kanzel. Der fünfseitige Korb zeigt folgende Reliefs (von links): Sündenfall Adams und Evas, die Kreuzigung Jesu, das herzögliche Wappen Schleswig-Holsteins, ein unbekanntes Wappen und die Auferstehung. Die Bemalung stammt von 1954. Der sechsseitige Schalldeckel hat eine kassettenreiche Unterseite.

Die Aufschrift in plattdeutscher Sprache lautet im oberen Teil: „Gi sindt dit nicht de da reden sunder iuwes vaders geist isset de dorch iuw redet Math10“ (Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet; Matthäus 10)

Der Text des unteren Bandes lautet: „Allso hefdt godt de werlt gelevet dat he sinen eingen sone gaf up dat alle de an em geloven nicht vorlaren werden sunder dat ewige levent hebben“ (Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben; Johannes 3).

Der Altar

Der Altar aus dem Jahre 1609 stammt von dem Rendsburger Schnitzer Hans Peper. Die von Detlef Sibbern gemalten Bilder sind umgeben von Säulen, Engeln und den Tugendfiguren Klugheit mit Schlange (Mitte links), Stärke mit Helm und Säule (Mitte rechts), Caritas (oben rechts) und Gerechtigkeit (oben links).

Auf den Bildern sind dargestellt die Taufe Jesu durch Johannes (links), die Einsetzung des Abendmahls (rechts), Jesu Kreuzigung (Mitte) und seine Auferstehung (oben). 1843 wurde der Altar neu bemalt. Bei der großen Restaurierung 1954 legte man die ursprünglichen Gemälde und Inschriften wieder frei. Die jüngste Restaurierung fand 1999/2000 statt

Taufbecken

Die spätgotische Taufe aus dem 15. Jh. ist aus blauem belgischen Marmor. Ähnliche Taufen befinden sich in Ockholm/NF und in Uelvesbüll auf Eiderstedt. Das Becken hat die Form eines achteckigen Pokals mit vier Köpfen. Sie symbolisieren die Paradiesströme bzw. die Evangelisten. Ein tiefes kupfernes Taufbecken ist fest eingesetzt, wird aber durch eine neue Bronzeschale verdeckt. Der Taufdeckel, der ebenfalls von Hans Sander 1609 geschaffen wurde, ist nicht mehr vorhanden.

Empore

Die Ursprünge der Westempore stammen bereits aus dem 16. Jh. Als 1800 die Orgel eingebaut wurde, erweiterte man die Empore gen Osten. Getragen wird sie von geschnitzten Stützen aus der Spätrenaissance. Die 21 Bilder stammen von dem Friedrichstädter Künstler du Ferrang aus dem Jahre 1844 und zeigen von links: Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies, Kain u. Abel, Sintflut, Noah nach der Flut, Sodom u. Gomorra, Opferung Isaaks durch Abraham, Elieser und Rebekka, Jakob und die Himmelsleiter, Jakobs Kampf mit dem Engel, Joseph im Gefängnis, Joseph vor dem Pharao, Durchzug durch das Rote Meer, Eherne Schlange, Simons Kampf mit dem Löwen, David und Goliath, Verkündung an Maria, Geburt Jesu, Kreuzigung, Christi Himmelfahrt.

Orgel

Die Orgel wurde 1800 eingebaut. Der alte Prospekt ist noch heute erhalten. Das Werk wurde1899 erneuert. Die Orgel in ihrer heutigen Form stammt von der Fa. Walcker aus dem Jahre 1968.

Fenster

Die meisten Fenster waren ursprünglich kleiner, so wie im Altarraum noch heute. Sie wurden 1954 erneuert. Ende der 1990er Jahre schrieb man einen Wettbewerb zur Erneuerung aus. Die jetzigen Fenster gestaltete der Künstler Günter Grohs aus Werningerode. Eingesetzt wurden sie 1999/2000 von der Glaswerkstatt Schneemelcher, Quedlinburg.

Glocken

Die Kirche hat drei Glocken, zwei im Rundturm und eine Vaterunserglocke, die vom Altarraum aus per Hand geläutet wird. Die beiden großen Bronzeglocken wurden im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. 1923 ersetzte man sie durch Stahlglocken.

Turm

Der nur von innen zugängliche Turm ist einer von drei Rundtürmen im Landesteil Schleswig. Er hatte ursprünglich nur zwei schmale Schlitzfenster. Im unteren Teil sind die Mauern bis zu 2,5 Meter dick. In Notzeiten diente er der Verteidigung, als Zuflucht- und Vorratsplatz. Der Turm hatte seit seiner Errichtung verschiedene Spitzen. 1633 und 1783 brannten die jeweiligen Spitzen durch Blitzschlag ab. 1876 errichtete man eine Turmspitze aus Backsteinen mit einer Art Wehrgang. Dieser musste 1971 wegen Baufälligkeit abgerissen und erneuert werden. Heute hat der Turm einen Aussichtsraum.

Arno Vorpahl (Chronist) Bernd Wiese (Fotos)