Andacht am 19. April 2020 – Quasimodogeniti

10.55 Uhr – 11. 00 Uhr Glockengeläut

Entzünden der Kerze

Die Epistel für den heutigen Sonntag steht im 1. Petrusbrief im 1. Kapitel
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. 6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. 8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Stille

Lied: EG 316 / 317 Lobe den Herren
1.     Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
meine geliebete Seele, das ist mein Begehren.
Kommet zuhauf, Psalter und Harfe wacht auf, lasset den Lobgesang hören!
2.     Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet; der dich erhält,
wie es dir selber gefällt. Hast du nicht dieses verspüret?
3.     Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet.
Der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet?
4.     Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet;
der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet.
Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.
5.     Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen.
Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht. Lobende, schließe mit Amen!

Einige Gedanken zu dem Lied
Das Lied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ ist wohl das Bekannteste in allen Generationen – noch, muss man sagen. Vielleicht auch: Gerade noch. Denn es schleicht sich gerade aus. Würde es ein Gesangbuch mit nur 10 Liedern geben, wäre „Lobe den Herren“ sicher immer noch dabei. Gott sei Dank!
Eigentlich müsste man es viel häufiger singen im Gottesdienst, damit es „drin“ bleibt in unseren Köpfen. Und eigentlich – wenn „man“ denn mehr Zeit hätte, müsste man es vor allem mit den jungen Menschen im Konfirmandenunterricht immer wieder singen und „durchkauen“ , damit ihnen dieses alte Lied lieb wird. Denn klar, die Melodie ist vielleicht „altmodisch“ (ist ja auch schon 300 Jahre alt!) – aber der Text ist so modern, dass er eigentlich keiner weiteren Erklärung bedarf.

Quasimodogeniti feiern wir am Sonntag – das bedeutet übersetzt: „wie die neugeborenen Kindlein“ und erinnert an die Täuflinge, die in alter Zeit mit ihren weißen Taufgewändern in der Osternacht in ein neues Leben gestartet waren.
Aber ehrlich gesagt: „wie neugeboren“ fühle ich mich gerade in diesem Jahr nicht nach dem Osterfest. Eher wie „verkartert“ – obwohl ich gar keinen Alkohol trinke – und manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass der „Spuk“ doch irgendwann vorbei sein müsste. Aber so wird es ja in den nächsten Wochen nicht sein – erst langsam, langsam wird sich das Leben wieder öffnen können – als „normal“ oder „wie früher“ werden wir es lange nicht erfahren können, fürchte ich.
So viele Entbehrungen sind damit verbunden.
Auf Umarmungen, auf Berührungen zu verzichten bei Menschen, die mir lieb sind, wird mir schwer.

Aber es gibt Menschen, die werden die Auswirkungen des Corona-Virus noch viel schlimmer erfahren – ich denke an die Familien, die jetzt existenziell bedroht sind – oder schlimmer noch: die von Krankheit betroffen sind. An diejenigen, die einen lieben Menschen im Seniorenheim oder im Krankenhaus nicht besuchen können.
Ihnen allen gelten meine Gedanken besonders.

Das Lied für diesen Sonntag haben sich Annemarie und Fritz Jessen aus Grödersby-Moos gewünscht. „Besonders die dritte Strophe singe ich gern“, hat Annemarie Jessen dazu geschrieben.
Als ich den Wunsch hörte, musste ich an meine Konfirmandinnen und Konfirmanden denken, die wir eigentlich am 3. Mai einsegnen wollten. Und da ich mit meinen Predigtgedanken immer sehr rechtzeitig bin, wusste ich auch schon vor Wochen, was ich ihnen als Predigt mit auf den Weg geben wollte.
Wir hatten nämlich in unserem Konfirmandenjahr, das dann so plötzlich abbrach, über eines gar nicht gesprochen: Wir hatten nicht über das Beten gesprochen. „Jetzt wissen die Jugendlichen gar nicht, wie man betet!“ war mein erster Gedanke. Aber dann las ich einen Satz von Meister Eckart – und den wollte ich ihnen in der Predigt zur Konfirmation mitgeben:
Wäre das Wort „Danke“ das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen.“
Genauso geht es mir mit diesem Lied „Lobe den Herren“  - es ist nicht nur ein Lied. Es ist ein Gebet. Und es erinnert mich beim Singen an all die schönen Augenblicke, für die ich dankbar sein darf, dass sie waren.
Wie oft hat Gott schon seine Flügel über mich gebreitet – wie oft habe ich vielleicht nicht mal gemerkt, dass alles noch hätte ganz anders ausgehen können?
Wie oft kann ich dankbar sein, dass alles so gekommen ist, wie es kam?
Wie oft habe ich selbstverständlich genommen, dass es uns in unserem Land so gut geht?
Wie wenig habe ich mir Gedanken gemacht – durfte einfach genießen, in Gemeinschaft sein.

Wie oft habe ich dieses Lied vielleicht schon gesungen in all den wunderbaren Situationen, die Gott hat werden lassen?
Das Lied „Lobe den Herren“ ist ja nicht zufällig ein Lebensbegleiter – es gehört an unsere Wendepunkte im Leben – als Tauflied, als Konfirmationslied, zur Hochzeit und Goldhochzeit – und auch zu einer Beerdigung als Danklied für gute Jahre, die Gott geschenkt hat. Es ist nichts selbstverständlich. Auch nicht, dass die Liebe bleibt.
„Danke, Gott!“ möchte ich sagen. Ich kann es gar nicht genug sagen. Und in allem, was jetzt schwer ist, möchte ich meine Zuversicht behalten, dass Gott auch immer noch seine segnende Hand über mir und meinen Lieben halten wird.

Wäre das Wort „Danke“ das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen.
Meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden werde ich es so schnell nicht sagen können – ich hoffe, wir finden bald einen Konfirmationstermin, der sich halten lässt. Aber ich bin sicher: Wenn wir die Konfirmation dann im Herbst feiern, dann wird das Lied „Lobe den Herren“ auch dazu gehören. Mitten in der Zeit, die wir noch nicht überstanden haben – und gerade da.

Stille

Fürbitte

Gott, so vieles haben wir dir zu verdanken – um so vieles möchten wir dich bitten. Unsere Gedanken gehen zu den Menschen, die unsere Fürbitte jetzt besonders brauchen können.
Wir denken an die Menschen, die einsam sind – an diejenigen, die keinen Besuch bekommen können.
Wir denken an die Kranken in den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern.
Gott, wir denken auch an die Menschen, die in großer Angst vor den wirtschaftlichen Folgen leben.
Wir denken an die, die ihre Lebenspläne zerbrechen sehen.
Wir denken an die Menschen in Deutschland, aber genauso überall auf der Welt.
Wir bitten dich um Solidarität und Hilfsbereitschaft.
Wir denken an die jungen Menschen, die in diesen Tagen und Wochen vor ihren Abschlüssen stehen und ihre Prüfungen vorbereiten müssen.
So vieles möchten wir dir anvertrauen.
Wir bitten dich: Erhöre uns, wenn wir miteinander beten, wie uns unser Bruder Jesus Christus zu beten gelehrt hat:
Vaterunser (in den Kirchen Geläut)
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unserem Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen: Gott segne uns und behüte uns, Gott lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

Amen.