Marienkirche zu Rabenkirchen

Auf die Fehlübersetzung des alten dänischen Ortsnamens Ravkjaer = Rabensumpf ins Hochdeutsche geht die Sage zurück, daß zwei Raben als Himmelsboten sich auf dem Hügel weit entfernt vom Dorf niederließen und so den abseitigen Platz von Kirche und Friedhof bestimmten.

Dem Besucher, der von der Bundesstraße auf die Kirche zukommt, bietet deren Südseite ein buntes Gemisch aus verschiedenen Stilformen und Baustoffen. Von dem romanischen Feldsteinbau des ausgehenden 12. Jh. aus Rechteckschiff und Kastenchor ist - abgesehen von einem vermauerten Rundbogenfenster an der Nordseite - nur noch wenig erkennbar.

Der romanische Chor wurde im 15. Jh. bis auf die unteren Teile der Seitenwände abgebrochen und durch einen längeren spätgotischen Neubau aus Feldsteinen (vom Altbau) und Backstein mit zweigeteilten Spitzbogenfenstern ersetzt. Die eigentümlich breiten vierteiligen Segmentbogenfenster des Schiffes sind ein Ergebnis der umfassenden, verändernden Restaurierung von 1912 durch den Kieler Architekten Ernst Prinz, ebenso das Heiz-und Treppenhaus an der Nordseite.

Das aufwändige Vorhaus vor dem Südportal entwarf Architekt Mose, Kiel 1882 als Blickfang in neuromanischen Backsteinformen. In der 2, Hälfte des 15. Jh. erhielt die Kirche ihren spätgotischen Backsteinturm. Die weiten Kehlen um die spitzbogigen Schallöffnungen und der nach einer im 17. Jh. durchgeführten Granitverkleidung der Westseite nur noch teilweise erhaltene Wechsel von roten und gelben Steinschichten geben dem wuchtigen Bauwerk eine gewisse Eleganz.

Der Innenraum, der 1790-91 durch Abbruch des Chorbogens und des Chorgewölbes zu einem einheitlichen flach gedeckten Predigtsaal wurde, erhielt sein heutiges Aussehen ebenfalls 1912 durch Ernst Prinz. Der wiederhergestellte Chorbogen scheidet das Schiff mit seiner teilweise noch mittelalterlichen Balkendecke vom Chor, der durch eine neubarocke Putzdecke, Holzpaneele und vor allem durch die 1791 eingezogene und 1912 in ihre jetzige Form gebrachte Ostempore mit der vertikalen Anordnung von Altar und Orgel seine festliche spätbarocke Gestalt bekam. Das von Säulen flankierte Altarbild: "Jesus in Gethsemane" malte Christian August Lorenzen in Kopenhagen 1793.

Die damals neu aufgestellte Orgel baute vermutlich Matthias Hansen 1697. Das in erheblichen Umfang noch erhaltene Werk dieser ältesten Barockorgel Angelns restaurierte die Werkstatt Führer, Wilhelmshaven, 1998/99 originalgetreu. In den Jahren 2019 / 2020 wurde der Orgel im Rahmen einer umfassenden Sanierung durch die Orgelbaufirmen von Beckerath und Reinalt Klein zu einem neuen, reinen Klang verholfen. In origineller Weise wurde die Taufe wie ein halbierter Pokal aus Holz 1791 platzsparend hergestellt.

Die Kanzel schnitzte Berend Cornellissen in Husum 1637 im Übergang von der Spätrenaissance zum Frühbarock. Lebendige vorzüglich gearbeitete Reliefs aus dem Leben Jesu ), denen jeweils ein Evangelist zugeordnet ist, füllen die Felder der Kanzelbrüstung. Der mächtige Schalldeckel zeigt Tugendfiguren und Putten mit den Leidenswerkzeugen.

Gegenüber der Kanzel steht die Loge des Gutes Dollrott von 1791. In seiner realistischen Darstellung des toten Christus beeindruckt das große, jetzt an der Nordwand hängende spätgotische Triumphkreuz des späten 15. Jh.; aus gleicher Zeit stammt das kleine Altarkruzifix. Im 1912 erneuerten Gemeindegestühl befinden sich noch einige alte Bankwangen des 16. Jh., die ältesten noch in spätgotischer Form.

Der Erdgeschossraum des Turmes öffnet sich mit weitem Bogen zum Schiff. Seine Wände und sein Kreuzgewölbe tragen leider sehr schadhafte Malereien aus dem 1. Drittel des 17. Jh. mit großen Apostelgestalten in reichen Spätrenaissancerahmungen. Sie legen ein sehr selten gewordenes Zeugnis ab von der blühenden Kunstepoche zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Schleswiger Landesteil.

In den Jahren 2018 – 2020 wurde die Marienkirche umfassend saniert und erstrahlt jetzt in hellen, freundlichen Farben.