Schifferkirche zu Arnis


1667 verweigerten 62 Fischer -und Schifferfamilien in Kappeln dem Gutsherrn Detlev v. Rumohr auf Roest den Untertaneneid, um der Leibeigenschaft zu entgehen. Der Gottorfer Herzog Christian Albrecht überließ den aus Kappeln Vertriebenen die Insel (seit 1866 Halbinsel) Arnis in der Schlei zur planmäßigen Gründung einer Siedlung. Vom Südwestende der langen Straße, an der die alten Giebelhäuser der kleinsten Stadt Schleswig-Holsteins aufgereiht sind, führt eine Gasse zum einzigen Hügel der Insel, auf dem man Friedhof und Kirche anlegte. Im ganzen Herzogtum wurden 1669-73 Sammlungen zum Kirchbau in Arnis durchgeführt. 1673 konnte das wohl 3 Jahre zuvor begonnene Gotteshaus, ein bescheidener Fachwerkbau, geweiht werden. Sein dreiseitiger Ostabschluß wurde zusammen mit der Süd-und Westwand bereits 1731 neu in Backsteinen aufgeführt; vom Ursprungsbau, der einzigen Fachwerkkirche Angelns, ist nur noch die Nordwand mit der Nordertür erhalten. Ihre rundbogigen Fenster bekam sie gleichzeitig‚ mit den großen, zweigeteilten Runbogenfenstern der Backsteinwände. Das Hauptportal im Süden schützt seit 1904 ein kleines Vorhaus. Vor dem Westende erhebt sich der 1825 erneuerte Glockenturm mit schlanker achtseitiger Spitze.

Der stimmungsvolle, von einer flachen Balkendecke überspannte Raum wird an den Schmalseiten von Emporen begrenzt. Die 1765 eingezogene Westempore war als Knechteboden den Schifferknechten zugewiesen; die heute den Raumeindruck prägende Ostempore wurde 1842 für die damals beschaffte Orgel gebaut, deren klassizistischer Prospekt in die Mitte der geschwungenen Brüstung eingefügt ist. Unter ihr steht der kleine Altar mit einem 1938 von Andreas Lang in Oberammergau geschnitzten, auf die Seefahrt bezogenen Relief: Jesus stillt den Sturm. Vor 1842 war der Altarraum durch ein Holzgitter abgetrennt, auf dem das große, jetzt an der Nordwand hängende Kruzifix stand. Es ist eine wohl für die neue Kirche um 1670 geschaffene Nachbildung eines spätgotischen Triumphkreuzes. Aus der Zeit des Fachwerkbaus stammen auch das schöne Wangengestühl und die kleine Holztaufe mit den rührend naiven Apostelfiguren. Beim Bau der Kirche erwarb man aus einer unbekannten vermutlich in Nordschleswig gelegenen Kirche die reich geschnitzte Renaissancekanzel. Nach einer plattdeutschen Inschrift gab eine Frau Margarete Sniders 1573 zehn Taler zu ihrem Bau. Andreas Odefyd stiftete 1693 der Kirchen zum Zier das Gemälde der Kreuzaufrichtung. August Friedrich Kemmeter an den der schöne Grabstein von 1773 mit dem Relief eines Dreimasters außen an der Südwand erinnert, verehrte der Kirche 1742 das große Bild des jüngsten Gerichtes, das ein unbekannter Meister nach einem Gemälde von P.P. Rubens schuf. Das 1939 gestiftete Gemälde der Beweinung Christi ist vermutlich eine neuere Kopie eines venezianischen Werkes des 16. Jh.. Zeichen der Dankbarkeit für den Schutz Gottes auf den Seefahrten sind die vier Votivschiffe. Sie zeigen, dass Kirche und Stadtgeschichte über all die Jahrhunderte immer miteinander verbunden waren.