Andacht am 21. Juni zum Lied: Geh aus, mein Herz …

Vorspiel

Begrüßung
Lied EG 449, 1-3, 8 und 10 Die güldne Sonne …

Psalm 36
HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. 7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. 8 Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! 9 Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. 10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Eingangsgebet
Aus deiner Quelle möchten wir gern trinken Gott! Was für eine Großzügigkeit. Was für eine Liebe zu aller Schöpfung. Wir danken dir, dass wir ein Teil sein dürfen. Wir danken dir für Gemeinschaft – wir wissen gerade jetzt, wie wenig selbstverständlich sie sein kann.
Wir bitten dich : Steck uns an mit deiner Freundlichkeit zu Mensch und Tier und deiner Schöpfung. Amen.

Lesung aus Jesaja 55, 1-5
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! 2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. 3 Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben. 4 Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen bestellt, zum Fürsten für sie und zum Gebieter. 5 Siehe, du wirst Völker rufen, die du nicht kennst, und Völker, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.

Stille

Glaubensbekenntnis

Lied: EG 503 , 1-3
Gedanken zum Lied: Geh aus, mein Herz …
Liebe Gemeinde,
kennen Sie die Geschichte von dem Lächeln, das durch den Tag wanderte? Eugen Roth hat das Gedicht von Herrn Pummer geschrieben. Man könnte meinen, es spielt in Berlin – aber es spielt doch überall.

Herr Pummer in morgendlich heiterer Ruh’
lächelte seinem Nachbarn Mommer zu.

Dieser, durch das Lächeln ebenfalls heiter,
gab es an den Straßenbahnschaffner weiter,
der an die kleine Verkäuferin, und die
an Dr. Müller - Zinn, Facharzt für Psychiatrie,
dieser an Schwester Elke vom Kinderhort,
diese an die Toilettenfrau - und so fort.

So kam es schließlich irgendwann
abends gegen 18 Uhr am Schillerplatz an,
bei einem im Augenblick traurig - tristen
durch das Lächeln doch erheiterten Polizisten,
so dass er, als Pummer den Verkehr blockierte,
den Verstoß nur mit einem Lächeln quittierte.
Eugen Roth

Warum ich Ihnen dieses kleine Gedicht erzähle?
Weil es etwas ausmacht, wenn ich großzügig bin. Wenn ich großzügig bin,steigt die Chance, dass mein Nachbar, meine Nachbarin großzügig sein wird. Großzügig mit mir – großzügig vielleicht sogar mit sich selbst.
Großzügig sein – das ist das Gegenteil von dem, was eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
Eigentlich erzählen wir uns oft genug die Geschichte vom Gegenteil.
Mit dem Nachbarn im Rechtsstreit liegen.
Der Mann auf der Straße hat nicht mal zurück gegrüßt – jetzt grüß ich auch nicht mehr.
Die Frau hat sich beim Bäcker einfach vorgedrängelt. Das kann ich auch!
Sich über ein Familienmitglied so ärgern, dass der Kontakt abgebrochen wird.
Eine Kleinigkeit wird zum Stein des Anstoßes.
Fehler werden gemacht, aber nicht verziehen.
So brechen Familien auseinander.
So geht Nachbarschaft in die Brüche – oder gar nicht erst los.

Die Bibel aber erzählt etwas anderes: Sie erzählt von der Großzügigkeit Gottes. Sie erzählt von seiner großen Gastfreundschaft. Wasser, Wein und Milch für alle Durstigen! Brot zum Sattwerden.
Brot des Lebens.
Woran ich das merke?
Hier verschenkt ja wahrlich niemand sein Brot und aus der Quelle, aus der Wasser, Milch und Wein fließen, habe ich auch noch nie getrunken.
Oder doch?
Das Lied, das für heute gewünscht war, erzählt davon. Dagmar Fötsch-Middelschulte hatte es sich gewünscht – und ich bin sicher: sie steht mit ihrem Lieblingslied nicht allein.
In meiner Konfirmandenzeit hatte ich einen Pastor, der war sicher so unmusikalisch wie ich und er hatte nur ein ganz kleines Repertoire an Liedern, die sonntags gesungen wurden. Im Sommer gehörte das Lied „Geh aus, mein Herz“ unbedingt dazu.
Darüber kann man schmunzeln – habe ich sicherlich auch, als ich es feststellte – heute weiß ich aber auch, warum ich es so oft singen musste:
Weil es so wichtig ist, nicht zu vergessen, wie großzügig Gott ist!
Manchmal fällt es alles andere als leicht, dankbar zu sein. Die letzten Wochen waren dazu angetan – keinen Besuch mehr in seinen Familien machen können. Kein Abendprogramm mehr für die Jugendlichen. Keine Abiparty in diesem Jahr. Kein Besuch in den Krankenhäusern und Altenheimen.  Viel Einsamkeit und absolut nicht das, was wir uns aussuchen könnten, wenn wir hätten wählen können. Dankbarkeit ist manchmal ganz schön weit weg.
Aber dann von dem Lied erinnert werden: Gott ist ja da! Mitten unter uns – und er schenkt, was ich nicht selbstverständlich nehmen sollte.
Einfach so schenkt Gott mir eine Natur, an der ich mich freuen darf. Die Wärme im Gesicht und bunte Farben. Die Vögel mit ihrem Gesang. Paul Gerhardt hat gewusst, wie er beschreiben wollte, was das Herz wärmt. Alles umsonst und ohne, dass ich dafür etwas leisten muss. Und er hat es in einer Zeit geschrieben, die nach dem Dreißigjährigen Krieg alles andere als fröhlich und unbeschwert war. Auch Paul Gerhardt persönlich hat viel Leid erfahren müssen durch den Krieg und Krankheiten, die ihm seine Frau und alle Kinder bis auf ein einziges genommen haben.
Und trotzdem hält der Pastor und Liederdichter an seinem Vertrauen fest: Gott ist großzügig – ich erfahre es jetzt schon in diesem Leben– und ich werde es auch erfahren, wenn ich diese Welt einst verlassen muss.
Nicht zufällig wird das Lied „Geh aus mein Herz“ trotz seiner fröhlichen Melodie auch oft bei Beerdigungen gesungen. Denn es ist getragen von dem großen Vertrauen: Gott wird mich auch in der anderen Welt erwarten. Wenn es hier schon so schön ist – wie schön mag es erst in der anderen Welt, die wir nicht kennen, sein.
Gott ist großzügig – davon erzählt das Lied von Paul Gerhardt. Davon erzählen so viele Texte der Bibel. Und wenn Gott es ist, warum sollten wir es nicht sein?
Machen wir es doch so wie Herr Pummer.

Herr Pummer in morgendlich heiterer Ruh’
lächelte seinem Nachbarn Mommer zu.

Dieser, durch das Lächeln ebenfalls heiter,
gab es an den Straßenbahnschaffner weiter,
der an die kleine Verkäuferin, und die
an Dr. Müller - Zinn, Facharzt für Psychiatrie,
dieser an Schwester Elke vom Kinderhort,
diese an die Toilettenfrau - und so fort.

So kam es schließlich irgendwann
abends gegen 18 Uhr am Schillerplatz an,
bei einem im Augenblick traurig - tristen
durch das Lächeln doch erheiterten Polizisten,
so dass er, als Pummer den Verkehr blockierte,
den Verstoß nur mit einem Lächeln quittierte.
Eugen Roth
Wenn es so gehen kann, dann kann es gut werden. Und dann haben wir Gott was Gutes abgeguckt. Amen.

Lied: EG 503, 8- 9, 13-14

Abkündigungen
Kollekte: für Stühle, die wir gerade angeschafft haben.
Strandgottesdienst am 28. Juni in Arnis
Nächster Godi in Rk am 19. Juli mit Pastor Wüstefeld.

Lied: EG 171

Fürbitte
Guter Gott, unter deinem Himmel geborgen sein und nicht verloren gehen. Spüren: wir sind reich beschenkt und wir dürfen ein Teil deiner Welt sein.
Gott, wir bitten dich für alle Menschen, denen es in diesen Zeiten nicht leicht fällt, dankbar auf das Leben zu schauen. Wir bitten dich für alle, die in Sorge sind:  dass sie gehört werden in ihrer Not.
Wir bitten dich für alle, die einsam sind und sich allein gelassen fühlen. Für alle, die in den Krankenhäusern und den Seniorenhäusern ohne Kontakt zu ihren Angehörigen sind. Dass Wege gesucht werden, um beieinander zu bleiben und Begleitung zu geben denen, die sie so nötig brauchen, vor allem am Ende des Lebens.
Wir bitten dich für alle Schwestern und Pfleger, allen Mitarbeitenden in den Pflegeeinrichtungen, um Kraft und Ausdauer. Um Lebensfreude und Zeiten, in denen sie aus deinen Quellen schöpfen dürfen.
Wir bitten dich für alle Verantwortlichen in Gesellschaft und Politik: dass ihnen das Miteinander der Menschen am Herzen bleibt. Dass sie sich mit ihren Gaben und ihrem Verstand einsetzen für Menschen, Tiere und die ganze Schöpfung.
Wir gehören alle zusammen – in allen Ländern und in allen Generationen – alles, was lebt unter deinem Segen. Lass uns das nicht vergessen.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt.
Amen.
Vaterunser
Segen
Lied: EG 639, 1-3 und 5