Andacht zum 1. Sonntag nach Trinitatis, 14. Juni 2020 in Arnis

Andacht zum 1. Sonntag nach Trinitatis, 14. Juni 2020 in Arnis
Orgelvorspiel
Begrüßung
Wer euch hört, der hört mich – und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lk 10,16a)
1.      Sonntag nach Trinitatis

Lied: EG 455 Morgenlicht leuchtet …

Psalm 34
Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!
Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

Eingangsgebet

Lesung aus Apg 4

Apostelgeschichte 4, 32-37

Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. 33 Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. 34 Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte 35 und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte. 36 Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, 37 der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.

Stille

Lied: Herr, deine Liebe …

1.      Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus. Frei sind wir, da zu wohnen und zu gehen, frei sind wir Ja zu sagen oder Nein. Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer. Wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.
2.      Wir wollen Freiheit, um uns selbst zu finden. Freiheit, aus der man etwas machen kann. Freiheit, die auch noch offen ist für Träume, wo Baum und Blume Wurzeln schlagen kann. Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie wind und Weite und wie ein Zuhaus.
3.      Und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen und nur durch Gitter sehen wir uns an. Unser versklavtes Ich ist ein Gefängnis und ist gebaut aus Steinen unserer Angst. Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.
4.      Herr, du bist Richter! Du nur kannst befreien. Wenn du uns freisprichst, dann ist Freiheit da. Freiheit sie gilt für Menschen, Völker, Rassen. Soweit, wie deine Liebe uns ergreift. Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.

Gedanken zum Lied und Apostelgeschichte 4
Größer könnte die Kluft wohl heute nicht sein als zwischen diesem Lied „Herr, deine Liebe“ und der Apostelgeschichte 4 – die „Wohlfühllegende“ will ich sie mal nennen, von dem guten Anfang, unter dem alles begann mit dem Christentum.
Diese Kluft ist Absicht – denn genauso fühle ich.
Natürlich sehne ich mich nach nichts mehr als nach einer Gemeinschaft von Menschen, die aus ihrem Glauben heraus gar nicht anders können, als in Harmonie und Frieden miteinander zu leben. Da gibt es keinen Hass und keinen Neid. Da wird alles geteilt und niemand verheimlicht etwas vor dem anderen. Da gehört allen alles und es kann gar nicht anders sein, als dass sich selbstverständlich alle wohlfühlen in dieser Nähe. Unstimmigkeiten kommen gar nicht erst auf. Niemand muss richten, niemand muss schlichten. Sie sind einfach ein Herz und eine Seele.
Wie schön wäre das!
Ach ja!
Was wäre das für ein kirchliches Glück! Wir könnten uns alle Verhandlungen und Auseinandersetzungen rund um das Zusammenwachsen der Kirchengemeinden sparen. Wir bräuchten uns keine finanziellen Sorgen machen, wenn doch alle alles miteinander auch finanziell teilen. Wir hätten keinen Streit mehr und Missverständnisse würden gar nicht erst entstehen. Geschweige denn Missgunst oder Egoismus.
Alles weg! Was muss bloß seit damals geschehen sein, dass nicht mal im kirchlichen Rahmen diese „Friede-Freude-Eierkuchen“- Stimmung zu halten war?
Ganz ehrlich: Sie war mir schon immer ein bisschen suspekt. Und da bin ich richtig froh, dass ich nur einen Vers weiter lese von diesem Ehepaar Hannanias und Saphira, die es tatsächlich gewagt haben, ihren Besitz nicht voll und ganz der Gemeinde zu offenbaren – so ganz perfekt kann es also doch nicht funktioniert haben damals in der ersten Christengemeinde. Gott hat auch gleich die passende Bestrafung parat: Nacheinander gibt erst Hannanias und dann Saphira ihren Geist auf, denn so ein Vergehen wird nicht geduldet.
Hmm. So einfach ist das. Wer anders denkt, wer nicht ganz in der Gemeinschaft aufgehen will, wird einfach eliminiert.
Ich muss gestehen: Das gefällt mir nicht. Mir gefällt auch nicht die Enge, in der die Christengemeinschaft da miteinander lebt. Alles gehört allen und alles ist wahrscheinlich offenbar.
Wo lasse ich dann meine Gedanken, die nicht in die Öffentlichkeit gehören?
Wohin bringe ich dann meinen Ärger, meine Enttäuschung, meine Wut? Wer wird sie hören, wenn ich sie nicht mal denken darf?
Da fängt dieses Lied in mir zu summen: Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“. Es singt von Freiheit, die Gott ist und von Raum, der bleibt, damit ich meine Träume, meine Sehnsüchte ausleben kann.
Auch das ist Gott: Er eröffnet es mir, dass ich frei sein darf.
Und auch das bin ich: ein Mensch, der wie in der dritten Strophe es anklingt, sich auch immer in seinen eigenen Ängsten gefangen erlebt.
Da ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in mir. Da gibt es auch viele Zweifel. Da gibt es auch viele Verletzungen, die ich angerichtet habe. Da gibt es auch Schuld. Sie gehört zu mir. Ich muss mit ihr leben – aber ich darf auch mit ihr leben.
Gott spricht mich frei – heißt es in der vierten Strophe. Er eliminiert mich nicht. Er wischt mich nicht einfach weg, wenn ich einen Fehler gemacht habe.
Und dann – aber eben auch erst dann – kann ich mich wirklich frei fühlen. Dann kann ich frei werden für ein Leben, das meiner Sehnsucht vielleicht am Nächsten kommt: Dass da Frieden wäre zwischen den Menschen. Dass ich beitragen kann mit meinen Gaben zu einem guten Miteinander. Dass wir einander begegnen und frei sind für eine Gemeinschaft, aus der Neues wachsen kann. Das wäre doch eine Vision.
Nein, selbst am Anfang im Urchristentum war nicht alles eitel Sonnenschein, bestimmt nicht. Aber die Sehnsucht nach einem Frieden, der uns alle trägt, die hat der Glaube in unser Herz gepflanzt. Gut, wenn wir das immer mal wieder spüren. Amen.

Musik / oder „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“

Abkündigungen

Kollekte: Rechtshilfefonds für Geflüchtete in Schleswig-Holstein

Nach der hohen Flüchtlingszuwanderung in den Jahren 2015 und 2016 wurden zahlreiche Gesetzespakete mit diversen Verschärfungen für Geflüchtete in Deutschland beschlossen. Das jüngste Beispiel ist das im Sommer 2019 verabschiedete Gesetzespaket mit sieben verschiedenen Gesetzen und diversen Unterregelungen. Für den Einzelnen ist es sehr schwer durch den Dschungel der Gesetze im Migrationsrecht einen erfolgreichen Weg zu einem Aufenthaltsrecht zu finden. Oft ist die Durchsetzung von Rechten nur mit Hilfe von erfahrenen Migrationsrechtlern und Rechtsanwält*innen möglich.
Um Geflüchteten in Schleswig-Holstein zu bestehenden Rechten zu verhelfen und auch Grundsatzentscheidungen herbeizuführen, benötigen wir dringend Ihre Unterstützung und bitten um die Kollekte für den Rechtshilfefonds des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein.

Gottesdienst zur Begrüßung von Lars Wüstefeld.
Gottesdienst am 21. Juni in Rabenkirchen als „Draußen-Gottesdienst“  - Stühle vorhanden
Gottesdienst am 28. Juni Strandgottesdienst in Arnis

Fürbitte
Guter Gott, was für eine Vision: Dass endlich Friede wäre zwischen den Menschen und Vertrauen und eine Gemeinschaft, in der alle gehalten sind.
Aber so ist es nicht – guter Gott, du weisst es.
Und gerade jetzt, wo es schwer ist, droht die Gesellschaft auseinander zu brechen. Und das ist nicht das erste Mal.
Gott, wir bitten dich für so vieles.
Gott, wir bitten dich für alle Menschen wie Georg Floyd, die unter Ungerechtigkeit der Systeme und Rassismus ihr Leben verloren haben – und noch leiden in den Gefängnissen und überall dort, wo man Menschen wegen ihrer Herkunft ihre Chancen verbaut.
Dass wir unsere Verantwortung entdecken in allem, was wir sagen und tun.
Gott, wir bitten dich für alle Kinder, die an Leib und Seele unendlichen Schaden nehmen, weil Erwachsene ihre Machtphantasien an ihnen ausleben. Dass wir alle aufmerksam werden auf jedes Zeichen, jedes Signal, das uns auffordert zu handeln und nicht wegzusehen, wo andere missbraucht, erniedrigt und gedemütigt werden.
Gott, wir bitten dich für unsere eigene Seele, dass wir es uns nicht zu bequem einrichten in dieser Welt. Dass wir einander und uns selbst lieben lernen, wie du es uns geboten hast.
Wir bitten dich für die Menschen, die unsere Fürbitte jetzt brauchen können.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt.

Vaterunser

Segen

Orgelnachspiel