Gottesdienst am 5. Sonntag nach Trinitatis, 12. Juli 2020 in Arnis

Orgelvorspiel

Begrüßung
Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. (Eph 2,8)

Lied: EG 455 Morgenlicht leuchtet …

Psalm 103
Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
2 Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
3 der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen,
4 der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
5 der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler.
6 Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.
8 Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.
11 Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
13 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.
17 Die Gnade des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind
18 bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, dass sie danach tun.

 

Lobe den Herrn, meine Seele!

Gebet
Guter Gott, von Anfang der Welt an und unserem eigenen Leben  rufst du uns – und du hörst nicht auf. Hilf uns, dass wir dein Wort hören als das Wort, das uns zum Guten helfen will. Als das Wort, das inmitten aller Stimmen in uns zu singen beginnt von Dankbarkeit und Glück, von Bewahrung und Ermutigung. Lass uns einstimmen in dein Lob.
Amen.

Lesung aus Lk 5, 1-11
Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. 2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. 4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. 8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Glaubensbekenntnis

Lied:  EG 289, 1

Liebe Gemeinde,
es hat mich heute gereizt, Ihnen und euch von diesen beiden Menschen zu erzählen: Simon – genannt Petrus – und Johann Gramann – genannt Poliander, dem wir das Lied zu verdanken haben, das gerade eben angeklungen ist: Nun lob mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein.
Zu verdanken haben wir das Lied heute Wolfgang Nödl, der es sich gewünscht hat – eines seiner Lieblingslieder mit einer schwungvollen Melodie und einem Text, der gerade jetzt  - in diesen Corona- Zeiten sehr wohltuend Mut macht, schreibt Herr Nödl.
Und ich musste, als ich den Predigttext las, der von Petrus handelt, an diesen Liedwunsch denken.
Es ist Petrus, der sagt: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.
Es ist Petrus, der Jesus damit abweist, als der ihn einlädt.
Es ist genau dieser Petrus, der Jahre später verspricht, was er nicht halten kann. Und der seinen besten Freund verleugnen wird. Sie kennen die Geschichte mit dem Hahn, vermute ich.
Es ist einer meiner traurigen Lieblingstexte in der Bibel – ja, so etwas gibt es, denn:
Es ist der Blick in den Abgrund, wie Menschen scheitern können.
Wie recht Petrus hat, als er sagt: Geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.
Es ist eben jener Simon Petrus, der mir in seiner menschlichen Schwäche ein Vorbild ist.
Denn ausgerechnet zu diesem Fischer Simon wird Jesus eines Tages sagen: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.
Ausgerechnet zu ihm. Dem Sünder. Dem, der ihn verleugnen wird. Dem, der nicht standhalten kann. Ihm gibt Jesus den Beinamen Simon Petrus – das heißt: Der Fels.
Simon Petrus ist beides – und das macht mir Mut.
Ob der Fischer Simon das damals schon hat ahnen können? Dass er so schwach sein würde wie ein Verleugner – dass er so stark sein kann in seinem Glauben wie ein Fels? 
Ich glaube, dass Simon Petrus damals schon gespürt hat:  Dieser Jesus kann was! Und er macht was mit mir. Es ist nicht mehr, wie es vorher mal war.
Ich stelle mir vor, dass es dieses Lied ist, das in Petrus anfängt zu klingen:

Nun lob mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein.
Sein Wohltat tut er mehren, vergiss es nicht, o Herze mein.
Hat dir dein Sünd vergeben und heilt dein Schwachheit groß,
errett dein armes Leben, nimmt dich in seinen Schoß.
Mit reichem Trost beschüttet, verjüngt, dem Adler gleich.
Der Herr schafft Recht, behütet, die leid´n in seinem Reich.

Musik EG 289, 2

Petrus ist nicht mehr der gleiche – vorher – nachher – als Jesus ihn antickt. Menschen können sich ändern.
Als ich die Lebensgeschichte von Johann Gramann las, dem wir dieses Lied zu verdanken haben, da war es wieder da: Menschen können sich ändern.
Eigentlich war Johann Gramann ein katholischer Theologe. Eigentlich sollte er wegen seiner schönen Handschrift – so ist es überliefert, die Position von Johannes Eck zu Papier bringen, der als Gegenspieler von Martin Luther in der Leipziger Disputation auftrat. 1519 war das – Johann Gramann hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine Laufbahn als Rektor der Thomasschule in Leipzig eingeschlagen – mit anderen Worten: Er war gut katholisch.
Aber dann begegnet ihm Martin Luther auf dieser Disputation persönlich – und überzeugt Gramann vom Gegenteil.
Seitdem war nichts mehr so wie vorher. Gramann, der sich selbst auch wie damals modern, mit dem gräzisierten Namen Poliander vorstellt, beginnt ein neues Leben. Zunächst etwas unstet und von den Bauernaufständen in verschiedenen Städten wirkend, wird er schließlich auf Martin Luthers persönliches Betreiben hin einer der Reformatoren in Preußen. Das Schulwesen in Königsberg verdankt sich seinem Wirken.
Wie gut, dass wir dieses Lied im Gesangbuch haben! Wir hätten sonst lang schon vergessen, wer Johann Gramann eigentlich war. Dass es ja nicht nur Martin Luther war, der die Reformation in die Herzen der Menschen gebracht hat. Sondern, dass es Menschen waren, wie Johann Gramann, die mit ihrem ganzen Herzen und ihrem ganzen Leben am Glauben gehangen haben: Menschen können umkehren.
Menschen können erfahren: Gott vergibt mir meine Sünden. Gottes Gnade ist größer als alle menschliche Fehlbarkeit.
Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Nicht „katholisch-Sein“ ist eine Sünde. Aber einer Position anhängen aus Bequemlichkeit und obwohl das eigene Gewissen dagegen spricht, das ist eine Sünde.
Johann Gramann hätte sicher als Rektor der Thomasschule weiter Karriere machen können – als er sich zum reformatorischen Glauben stellte, wusste er sicher nicht sofort, wie es mit ihm weitergehen würde. Und die ersten Jahre sieht es ja auch so aus, als wäre es nicht immer glücklich gewesen für ihn. Aber Poliander bleibt bei seiner neu gewonnenen Überzeugung. Das ist eine Kraft, die ich bewundere.
Aus dieser Erfahrung ist ein Lied geworden. Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein. Dankbarkeit spricht aus ihr – Dankbarkeit, die sich schon im Psalm 103 findet, den Gramann hier neu in Worte gefasst hat.
Es ist die Dankbarkeit eines Menschen, der ganz genau weiß, dass es nicht sein Verdienst ist, dass alles so gut gekommen ist. Es ist die Dankbarkeit, die trotz aller gemeinschaftlichen und persönlichen Not, in der die Welt sich befindet, nicht vergisst: Im Vertrauen auf Gott steckt eine große Kraft.
Es wird gut werden! Es wird – trotz allem, was Menschen anrichten können – gut werden, weil Gott es heraufführen wird.
Der Psalmbeter von Psalm 103 wusste das.
Simon, der zu Petrus, dem Felsen wurde, wusste das.
Johann Gramann wusste das, als er das Lied schrieb.
Und wir dürfen es auch wissen: Gott ist größer, als unsere  vermeintliche Vernunft, als unsere Fehlbarkeit.
Oder um es mit den Worten von Johann Gramann selbst zu sagen.
Er hat uns wissen lassen sein herrlich Recht und sein Gericht.
Dazu sein Güt ohn Maßen, es mangelt an Erbarmung nicht.
Sein Zorn lässt er wohl fahren, straft nicht nach unsrer Schuld.
Die Gnad tut er nicht sparen, den Schwachen ist er hold.
Sein Güt ist hoch erhaben, ob den, die fürchten ihn.
So fern der Ost vom Abend, ist unsre Sünd dahin.
Wo auch immer wir unsere Sünde erkennen – Gott gibt mir die Kraft zum anderen Leben. Das lässt mich dankbar singen.

EG 289, 4
Die Gottesgnad alleine steht fest und bleibt in Ewigkeit
Bei seiner lieben G´meine, die steht in seiner Furcht bereit, die seinen Bund behalten. Er herrscht im Himmelreich. Ihr starken Engel, waltet seins Lob und dient zugleich dem großen Herrn zu Ehren und treibt sein heilgs Wort! Mein Seel soll auch vermehren sein Lob an allem Ort.

Abkündigungen
Kollekte: Bahnhofsmission im Kirchenkreis
Nächster Gottesdienst: Sonntag, 19. Juli um 11 Uhr in Rk mit Pastor Wüstefeld
In Arnis am Sonntag, 26. Juli mit Pn. Sender
Urlaub Pn Jöhnk bis 2. August. Vertretung: P. Wüstefeld.
Kalender …

HELM 123 Du verwandelst meine Trauer in Freude

Gebet
Gott, der du Segen schenkst und uns neue Wege zeigst, wir danken dir, dass du nicht aufhörst, dich uns zuzuwenden.
Gott, der du durch Menschen sprichst und handelst, wir bitten dich für alle, die in deinem Namen um Menschen werben: Dass sie sich nicht selbst erheben und ihre eigenen Gedanken und Wünsche mit deinem Wort verwechseln.
Schenke ihnen einen wachen Geist, Einfühlungsvermögen und Offenheit für Unbekanntes.
Gott, der du durch Menschen sprichst und handelst, wir bitten dich für die Zweifelnden, die sich nicht sicher sind, worauf sie vertrauen können: Begleite die Fragen und Zweifel und hilf immer wieder zu neuem Vertrauen und Zuversicht.
Gott, der du durch Menschen sprichst und handelst, wir bitten dich für alle, die scheitern oder an ihren Aufgaben verzweifeln: Dass sie neue Perspektiven entdecken und Auswege. Lass sie Hilfe erfahren und Ermutigung zu einem neuen Weg.
Gott, wir bitten dich für unsere Not und die Menschen, die wir dir in der Stille nennen.

Vaterunser

Segen

EG 170 Komm, Herr, segne uns …