St. Katharinen Kirche in Jörl
Was die ersten Jahrhunderte der Geschichte der Kirche und der Kirchengemeinde betrifft, sind so gut wie keine Informationen der Nachwelt überliefert. Auch in Bezug auf die Gründung der Kirche müssen wir uns mit der Nachricht begnügen, dass die „Herkunft des einfachen Ziegelbaues nicht zu ermitteln ist“ (R. Haupt: Kunstdenkmäler, Bd. 1, Seite 287, Kiel 1887).
Man vermutet, dass die Gründung der spätgotischen teils aus Feldsteinen teils aus Ziegelsteinen erbauten Kirche auf das 14. Jahrhundert zu datieren ist. Vermutlich hat sie einen gottesdienstlichen Bau aus Holz abgelöst (D. Ellger: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Flensburg, 1952, Seite 28, 215 ff.).
Vor der Reformationszeit war Jörl eine Vicarie St. Catharina. Von da her leitet sich der Name der Kirche „St. Katharinen“ ab.
Was die Platzierung der Kirche betrifft, so gibt es eine schöne Sage in zwei Versionen, die uns trotz aller sonstigen fehlenden Informationen aus früheren Zeiten bis in die heutige Zeit überliefert worden ist. Als man sich an die Aufgabe machte, eine Kirche zu bauen, konnte man sich nicht über einen geeigneten Ort für den Bau einigen. Meinung stand gegen Meinung und so war guter Rat teuer. Der Vorschlag, der den Beifall aller gewann, war der, dass man zwei Ochsen zusammenbinden könne, um diese dann so aufs Feld zu jagen. Wo sie am folgenden Morgen aufgefunden wurden, da sollte die Kirche zu Jörl stehen. Auf einer schönen Wiese an der Jerrisbek wurden sie am nächsten Morgen entdeckt, und so begann man dort mit dem Bau. Von welchem Ort die Ochsen ausgesandt wurden, wird nicht berichtet.
Die zweite Version dieser Sage erzählt davon, dass man zwei nicht zusammengebundene Ochsen loslaufen ließ. Als man am nächsten Morgen diese Ochsen wiederfand, lag der eine dort, wo jetzt die Kirche steht, der andere lag dort, wo das Pastorat seinen Platz gefunden hat. Diese Version der Sage bietet eine Erklärung dafür, dass das Pastorat östlich der Kirche und durch die Jerrisbek von dieser getrennt erbaut wurde.
2. Die St. Katharinen-Kirche
Die weithin sichtbare Kirche in Kleinjörl bildet mit ihrem weißen Äußeren einen schönen und wirksamen Kontrast zu den grünen Wiesen ringsherum. Als „schlichter spätgotischer Backsteinbau mit flachgedecktem Schiff und eingezogenem Kastenchor, Segmentbogenfenstern und zwei alten Portalen, dazu mit einem südseitigen Vorhaus von 1756 und der Westwand und dem Westturm von 1914“ wird sie in der Schleswig-Holsteinischen Kunsttopographie von 1989 beschrieben.
Betritt man das Kirchenschiff, so wird der Blick zunächst einmal von den farbenfrohen Bildern der Nordempore angezogen. 5 Szenen aus dem Leben Christi, 17 Propheten und 10 Apostel mit ihren jeweiligen Symbolen sind dort dargestellt.
Nähert sich der Besucher dann dem Chor, so entdeckt er eine sehr alte und schöne Triumphgruppe aus Eichenholz aus dem 3. Drittel des 13. Jahrhunderts (Corpus mit langem Lendentuch, Maria und Johannes mit Scheibennimben). Sie gehört zum ältesten Inventar der Kirche.
Rechts von der Triumphgruppe befindet sich die wunderschöne geschnitzte Kanzel, über die der Volksmund wiederum eine Sage zu erzählen weiß.
So soll diese Kanzel nach der großen Flut im Jahre 1634, als die damalige Insel Strand zum großen Teil unterging und nur das jetzige Nordstrand übrig blieb, auf dem Festland angeschwemmt oder aus einer halbzerstörten Kirche gerettet und danach der Kirche in Jörl zugeteilt worden sein.
Betritt der Besucher dann den Chorraum, so kann er dort den Altar von J. Nickelsen aus dem Jahre 1773 näher betrachten. Über dem Rokoko-Aufbau mit Säulen und dem Gemälde der Kreuzigung fällt die Darstellung einer Sonne ins Auge, in der die hebräischen Buchstaben des Eigennamens Gottes (Jahwe) eingearbeitet sind.
Blickt man in das Chorgewölbe, so entdeckt man dort alte Ausschmückungen mit Rankenwerk und in der Ostkappe eine Kreuzgruppe mit einem Engel aus spätgotischer Zeit.
Bevor im Jahre 1914 mit dem Bau des Kirchturmes begonnen wurde, stand von der Kirche getrennt am südlichen Eingang zum Friedhof ein so genanntes Glockenhaus, ein Holzturm, in dem die Glocke befestigt war.
3. Das Pastorat in Kleinjörl
Über den Bau des Pastorates ist nicht allzu viel zu ermitteln. Die Entstehungssage wurde bereits oben erwähnt, bekannt ist weiter, dass im Jahre 1875 oder 1876 ein Neubau des Pastorates errichtet wurde. Wegen erheblicher Baumängel musste dieses Pastorat abgebrochen werden. Am 1. April des Jahres 1987 fand die Grundsteinlegung des jetzigen neuen Pastorates statt, das im Herbst 1988 dann bezogen werden konnte. Auf dem großen alten mit vielen Bäumen bewachsenen Pastoratsgrundstück steht so ein moderner Bau, der in seiner Struktur den Anforderungen heutiger Gemeindearbeit in optimaler Weise Rechnung trägt.