Gina aus Mozambik und Maurizio aus Honduras berichten über die Schuldenkrise

"Entwicklung braucht Entschuldung – jetzt!"

05.07.2017

Bericht von einer Veranstaltung im Vorfeld von G20 in der Campelle der Evangelischen Studierendengemeinde Flensburg auf dem Campus der Europa Universität

Einige Frauen und Kinder holen aus einem Loch, wo sich auch Tiere versorgen,  braunes Wasser. Sie haben Behälter bei sich, in denen sie das kostbare Nass auf ihren Köpfen nachhause transportieren. Dieses eindrückliche Foto aus Mosambik zeigte uns Dr. Eufrigina dos Reis, Manoela von der Gruppo Mozambicano da Divida. Sie und Maurizio Diaz Burdet vom Foro Social de Deuda, Externa y Desarrollo de Honduras waren im Rahmen der

Speakerstour DEBT 20 „Entwicklung braucht Entschuldung – jetzt!“ des nordkirchlichen Bündnisses zum G20-Gipfel global.gerecht.gestalten in der Campelle der Evangelischen Studierendengemeinde Flensburg  auf dem Campus der Europa Universität am 26. Juni 2017 zu Gast bei uns im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg. Sie sprachen für die betroffenen verschuldeten Länder und gaben uns einen Einblick davon, welche Auswirkungen die globale Finanzpolitik in ihren Heimatländern haben.

Wenn am 7./8. Juli die G20 über die Regeln für die Weltwirtschaft beraten, gehören Vertreter und Vertreterinnen aus kritisch verschuldeten Ländern nicht dazu. Das veranlasste das deutsche Entschuldungsbündnis „erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung“ zusammen mit örtlichen kirchlichen und nichtkirchlichen Organisationen, Delegierten aus dem Süden eine Stimme zu geben. Ca. 40 Personen – Studierende aus verschiedenen Ländern, u. a. Afghanistan, Indonesien, Aserbeidschan und Deutschland kamen am Abend in der Campelle zusammen.

Silke Nicoline Hansen, die Studierendenpastorin, begrüsste die Anwesenden und Susanne Thiesen, Ökumenische Arbeitsstelle, führte kurz in das Thema ein. Die Speaker berichteten mithilfe ihrer Präsentationen über die Schuldenkrisen in bezug auf ihre Länder. Maurizio erläuterte, dass die öffentliche Verschuldung der arm gemachten Länder weiterhin eine schwere Bürde für deren Bürger/innen und für die internationale Solidarität ist. Sie schränkt nicht nur Entwicklung und Wohlstand ein, sondern fördert ebenso politische und soziale Instabilität. Wenn die Kreditaufnahme dazu genutzt würde, Entwicklung und Gleichheit zu stützen, könnte die erzwungene Migration ebenso eingedämmt werden, wie andere soziale Übel, etwa der Drogenhandel und die alltägliche Gewalt.

Gina ergänzte u. a. , dass in Mozambik die Zuweisungen an den Gesundheitssektor aus dem Staatshaushalt von 2016 auf 2017 um 23,4% zurückgingen. Dabei ist Mosambik Unterzeichner der Abuja-Erklärung, die vorsieht, dass der öffentlichen Gesundheit mindestens 15% des Staatshaushaltes zugute kommen müssen. In der Wirklichkeit ging der Anteil des Gesundheitssektors von 11,7% auf 10,1% zurück. Auch haben nur 51% der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser, denn der Anteil der Ausgaben für die Wasserversorgung am öffentlichen Haushalt sank von 2014 auf 2015 um 0,74%, was inflationsbereinigt einen realen Rückgang um 8,6% bedeutet.

Pastor Martin Haasler, Referent für Ökumenische Partnerschaften bei nordkirche weltweit,  betonte, dass dringend Standards für verantwortliche Kreditvergabe und Kreditaufnahme entwickelt und durchgesetzt werden müssen, um die gemeinsame Verantwortung von Gläubigern und Schuldnern festzuschreiben.

Eine engagierte Diskussion schloss sich an. Inhaltliche Aspekte waren: 

Wie ist  gute Regierung möglich?
Was ist zu tun, wenn wenige Megareiche die globale Wirtschaftspolitik beherrschen?
Wir fordern Beteiligung der betroffenen Länder bei G20 Gipfel!
Welche weiteren Aktionen bei G20 gibt es, um die Zivilgesellschaft zu einzubeziehen?

Der Prozess des Monitoring in Mozambik mit seinen Chancen und Widerständen wurde von Gina erläutert und mit Interesse aufgenommen. 

Werden die Entwicklungsgelder für die vorgesehenen Zwecke eingesetzt? Wie lässt sich das überprüfen?Höhere Transparenz wurde eingefordert.
Wie lässt sich die Zivilgesellschaft für das Thema mobilisieren?
Wie sind faire Steuern umzusetzen?
Was ist das beste Gegengift (Maurizio) gegen Korruption?
Wir brauchen eine bessere Methodologie in der Finanzwirtschaft.

Maurizio und Gina forderten besonders die jungen Menschen auf, sich zu beteiligen. Sogar der Aspekt „die Geldwirtschaft selber fördert die Gier“ wurde eingetragen. Hier ist grundsätzlich anzufragen, ob andere Wirtschaftweisen zu Gerechtigkeit führen (Money includes interest.)

Gina und Maurizio waren tief bewegt von dem Interesse der Jugendlichen an der Schuldenthematik. 

Die Evangelische Studierendengemeinde Flensburg wird weitere Angebote zur Thematik machen.  Die nächste Gelegenheit, sich in Flensburg dazu zu engagieren, ist eine Friedensandacht am Freitag 7.7. um 17.30 Uhr auf der Hauptbühne, Nordertorkai, Volksbad. 

Pastorin Susanne Thiesen, Ökumenische Arbeitsstelle Kirchenkreis Schleswig-Flensburg