Was lange währt, wird endlich Strom

21.10.2025

In der Flensburger Kirchengemeinde St. Gertrud wird nun die erste denkmalgeschützte Kirche im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg mit Strom vom Dach versorgt.

Die Idee dazu entstand schon 2018. Erste Skizzen wurden entwickelt, Angebote eingeholt und der Kirchengemeinderat einbezogen. Doch dann kam ein Pastorenwechsel, gefolgt von Corona, und vieles anderes war zu erledigen. Das Projekt der PV-Anlage (Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung) musste pausieren.

Wiederaufnahme 2021 und Denkmalschutz

Der zweite Start für das Projekt erfolgte 2021. Der Denkmalschutz kam mit ins Boot. Gleich drei Denkmalschutzstellen hatten Bedenken und Einwände. Der kirchliche Denkmalschutz vom Landeskirchenamt musste genauso überzeugt werden wie der Denkmalschutz des Landes Schleswig-Holstein und der Denkmalschutz der Stadt Flensburg. Schwierig war das. Doch Axel Wiese, Vorsitzender der Kirchengemeinde, ließ nicht locker. Er wandte sich sogar an Robert Habeck und argumentierte auch mit der mittlerweile gesetzlich geregelten Vorrangstellung für PV-Anlagen. Was letztendlich geholfen hat, ist nicht ganz klar und vielleicht auch gar nicht so wichtig. Denn 2023 ging es endlich einen Schritt weiter. Die Anlage wurde ohne Abstriche wie geplant vom Denkmalschutz akzeptiert.

Genehmigungsmarathon und Bauamt

Und dann kam der nächste Genehmigungsmarathon. Eine Genehmigung vom Bauamt war erforderlich, dazu ein statischer Nachweis und ein Brandschutzgutachten. Das Resümee von Axel Wiese: Man sollte am besten als Erstes zum Bauamt gehen und dort fragen, was erforderlich ist. Er hatte sich sehr wohl um eine Statik für das Vorhaben gekümmert und diese zusammen mit dem Antrag beim Bauamt eingereicht. Doch diese Statik reichte nicht aus. Das Bauamt forderte eine Statik von einem von ihm bestellten Prüfstatiker. Also wurde die Statik ein zweites Mal erstellt. So zog sich das Vorhaben weiter in die Länge. Doch irgendwann waren auch alle Nachforderungen abgearbeitet und die Umsetzung startete.

Umsetzung vor Ort

Die Kollektoren der PV-Anlage wurden auf dem Dach montiert und ein neuer Strom-Gebäudeanschluss vom Netzversorger sowie die dafür benötigten neuen Zähler- und Verteilerkästen mussten auf dem Gelände und im Erdgeschoss untergebracht werden. Auch das war mit erheblichem Aufwand verbunden, denn der Stromanschluss von der Straße zum Gebäude erforderte Erdarbeiten über die Zufahrt zum Gebäude. Pflaster aufreißen, Graben baggern, Kabel verlegen und alles wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen.

Betrieb und Perspektiven

Im Februar 2025 ging die Anlage in Betrieb, 6 Jahre nach dem Beschluss des Kirchengemeinderats und fast 3 Jahre nach dem ersten Ortstermin mit den Denkmalschützern. Die Anlage hat vorerst eine reduzierte Leistung von 6,16 kWp und hat bisher zwei Drittel des benötigten Stroms für die Kirche und den Kindergarten im Untergeschoss produziert. Zudem gibt es eine neu installierte Ladesäule, die zukünftig außerhalb der Öffnungszeiten des Kindergartens auch öffentlich zugänglich sein soll. All dies konnte nur durch den persönlichen Einsatz und die Hartnäckigkeit von Axel Wiese realisiert werden. Er hat weitere Ideen und arbeitet gerade an der Erweiterung der PV-Anlage auf die endgültige Leistung von 15 kWp.

Bei Interesse am Thema PV auf Dächern von Kirchen, Gemeindehäusern etc. kontaktieren Sie gerne Sven Schröder aus dem Energie- und Klimaschutzbüro: 

Sven Schröder
Energiecontrolling
Telefon: 04642 / 9111 - 56
sven.schroeder@kirche-slfl.de