WIN-Weiche
Erstmal!
Win Weiche verabschiedet sich
Liebe Leserinnen und Leser,
nach einer langen Zeit mit so vielen Begegnungen und kulturellem Austausch verabschiedet sich die Aktionsgemeinschaft mit der Arbeit für und mit geflüchteten Menschen in den beiden Großunterkünften in Weiche.
Beim Stöbern in den alten WWS Artikeln kommen Erinnerungen hoch:
Unser erstes Treffen zur Gründung einer Gruppe in der Frieda im November 2015 nach einer Vorstellung der beiden Komplexe durch die Stadt Flensburg, die in der Graf-Zeppelin-Straße und dem Friedensweg errichtet werden sollten. Viele WeicheranerInnen kamen, es wurden unterschiedliche Stimmen laut und es gab Überlegungen, was in und mit unserem Stadtteil passiert, wenn so viele Menschen neu zu uns kommen, die eine völlig andere Kultur haben.
Ein erstes Treffen in der Frieda zeigte, wie viele helfen möchten, um diese Menschen bei der Integration zu unterstützen.
Im Januar 2016 gab es in der WWS einen ersten Artikel über die neu gegründeten Gruppen. Räumlichkeiten wurden gesucht und gefunden: in der Frieda, im Jugendtreff, in der Unesco-Schule auch die Arche bot Platz an.
Unser Frauencafé hielt ihr erstes Treffen ab und die ersten Kontakte zu den Bewohnerinnen wurden geknüpft. Deutsch-Kurse wurden etabliert, u.a. in der Unesco-Schule mit Kinderbetreuung.
Eine Fahrradwerkstatt gründete sich und hatte direkt viel zu tun.
Im Jugendtreff am Jägerweg gründete sich ein Nähcafé. Etliche Nähmaschinen ratterten nun wöchentlich für mehrere Stunden und viele Frauen nahmen dieses Angebot an und nähten in Windeseile Kleidung für die ganze Familie.
Es stellte sich heraus, dass ein größerer Raum in den Unterkünften fehlte. Weder die betreuende AWO noch wir hatten die Möglichkeit, uns vor Ort mit mehr als 5 Menschen in einem Raum aufzuhalten.
Unserer Bitte um diesen dringend benötigten Raum bei der Stadt Flensburg wurde nach vielen Schreiben und Telefonaten Gehör geschenkt und wir schafften es, pro Einrichtung einen großen Versammlungsraum beziehen zu dürfen, der durch uns bestückt und gepflegt wurde.
So gab es endlich Platz für so viele Aktivitäten: Frauencafé, Kinderbasteln zur Laternenzeit, diverse Sprachangebote für unterschiedliche Niveaus, eine Musikgruppe, Vorlesestunden für Kinder, Beratungsstunden zur Hilfe zur Wohnungs- oder Arbeitssuche, um hier nur einige zu nennen.
Schon zu Beginn wurden Paten gesucht, auch hier wurden Kontakte geknüpft, die teilweise bis heute bestehen. Die allerbeste Möglichkeit zur Integration!
Die Firma Nord-Schrott spendete einen Container, so hatte die Fahrradwerkstatt ein Dach über dem Kopf und eine sichere Lagermöglichkeit.
Es entstanden Freundschaften. Die Menschen fanden den Weg in die Nachbarschaft und so manches Mal gab es neugierige Begegnungen am Gartenzaun.
Allen anfänglichen Befürchtungen zum Trotz fügten sich beide Unterkünfte ein, es gab keine nennenswerten Störungen, das Straßenbild in Weiche wurde bunter.
Während der Corona Zeit wurde die ehrenamtliche Arbeit schwer. Das Nähcafé schloss seine Pforten und löste sich auf.
Das Frauencafé traf sich außerhalb der verschlossenen Unterkünfte, um durch besondere Stadtführungen den Kontakt zu erhalten.
Deutschkurse fanden online statt, für die BewohnerInnen schwer, da Internet trotz jahrelanger Bitten an die Stadt nicht möglich war. So saß man dann zu mehreren BewohnerInnen mit einem Handy in der Hand zusammen, die Zoom Sitzungen waren mühsam, aber die einzige Möglichkeit.
Schon vor Corona hatten wir Mühe, neue Ehrenamtliche zu finden, die sich ein Mitmachen vorstellen konnten. Mit der Hilfe von zwei aufeinander folgenden Mini-Jobberinnen gaben wir unser Bestes, um mit diversen Aktionen auf die Unterkünfte und die dringend benötigte Hilfe für die BewohnerInnen bei der Integration aufmerksam zu machen. Ein Filmprojekt zur Ehrenamtssuche über „Flensburg startet durch“ hatte leider garkeinen Erfolg. Die wunderbare Möglichkeit, unsere Arbeit zu präsentieren und auf die Notwendigkeit der Hilfe bei Integration aufmerksam zu machen, wurde gekrönt durch die Teilnahme an der Sendung des ZDF Formates „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“ in 2022, für den mit Win-Weiche der Einspieler gedreht wurde.
Aber auch durch diese kurze Berühmtheit konnten keine neuen Ehrenamtlichen gefunden werden.
Der Einzug der Menschen, die aus der Ukraine zu uns kamen, stellte uns vor größere Herausforderungen. Die so unterschiedlichen Bedürfnisse und Kulturen der BewohnerInnen machte das Ehrenamt nicht leichter. Aber auch in diesem Kontext fanden tolle Begegnungen statt und wir sind froh über diesen entstandenen Austausch.
Leider gestaltete sich seit dem letzten Jahr die Zusammenarbeit mit der betreuenden AWO eher mühsam.
Auch die Leitung von Win erfolgte all die Jahre ehrenamtlich, was einfach zeitlich nicht mehr tragbar war.
Dies alles zusammengenommen hat uns nun dazu bewogen, wenn auch schweren Herzens unsere Aktionsgemeinschaft aufzulösen.
Wir blicken dankbar und froh auf die Zeit zurück und sind uns sicher, es wird weiter ein ehrenamtliches Engagement geben- nur nicht mehr als Win-Weiche.
Wir danken herzlich allen, die sich bei uns engagiert haben und ihre Zeit gegeben haben wie auch allen, die uns durch anderweitige Gaben unterstützt haben.
Somit, wie Eingangs geschrieben:
Erstmal!
Susanna Frisch