Abschied von Pastorn Anja Kapust

01.11.2024

Tschüß! Als geborene Hamburgerin sage ich bald: Tschüß! Mein Ruhestand am 1. Dezember naht. Zum Abschied gehört, dass ich Revue passiere, was war - ... So zum Beispiel meinen Dienstantritt am 1..Dezember 2009 als Vakanzvertretung in der Kirchengemeinde Medelby.

Von dem Kirchengemeinderat und der Mitarbeiterschaft werde ich begrüßt. Und ich entdecke hier auch noch andere Menschen, die etwas bewegen wollen. Da ist der frische Kirchenvorstand, der mir zeigt, dass Alter nichts zur Sache tut. Einige neugierige Ehrenamtliche erwarten mich. Da habe ich wohl durch Zufall die richtige Kirchengemeinde gefunden. So entschließe ich mich, mich auf die vakante Pfarrstelle zu bewerben. Am 1.Juni 2010 trete ich dann meinen Dienst auf einer 75% Stelle an.

Dann geht es los: Alle krempeln die Ärmel hoch, denn die Kirchengemeinde ist voller Tatendrang. Und ich habe ein ausgesprochenes Glück mit den drei unterschiedlichen Kirchengemeinderäten, mit denen ich 15 Jahre lang zusammen die Gemeinde leiten werde. Wir ziehen an einem Strang.

Auf der ersten Freizeit des Kirchengemeinderates auf Röm lassen sich alle auf meine kreative Art ein, mit Theologie und Leitung umzugehen. Vor Neuem schrecken die Kirchenvorsteher:innen nicht zurück. Nach lebendiger Diskussion ist das Leitwort der Kirchengemeinde gefunden: „Tor und Bogen für alle Menschen“. Ein Logo wird entworfen.

Paramente werden von Eva Johannsen nach theologischer Diskussion eigens entworfen und für die St.Matthäus Kirche gefertigt.

2011 entsteht der Kirchspielpark neu auf Anregung der Kommune. Kirchengemeinde und die Kommune Medelby planen gemeinsam. Ohne die Kommune hätte es die schöne Gestaltung der Anlage nicht gegeben. Aber es gibt auch Konflikte, die gelöst werden müssen. Dies gelingt.

Meine Anregungen zu Seminaren Lectio Divina zum Beispiel oder das bewusste Leben im Kirchenjahr werden aufgenommen. In der Passionszeit wird der Altar verhängt durch ein Hungertuch von Misereor. Interessante und neue Gottesdienstformen werden in der Passionszeit ausprobiert. Ein besonderer Osterfrühgottesdienst wird gefeiert. Viele Gottesdienste werden im Team vorbereitet. Der Gottesdienst wird zum Gemeindeaufbau: Begrüßungsgottesdienste für die neuen Konfirmand:innen mit Teamer:innen vorbereitet und vom KGR begleitet, Vorstellungsgottesdienste, Konfirmationen, Begrüßungsgottesdienst für die Kita-Kinder, Segnungsgottesdienste für die Maxis und alle Gottesdienstbesucher:innen, Kita-Verabschiedungsgottesdienste, Ostergottesdienste für Kita Kinder und Schulkinder in der Kirche, Erntedank für die Kita Kinder und Schulkinder, Weihnachtsgottesdienste und eine Kita Generalprobe in der Woche vor Weihnachten, extra Gottesdienste zu einem Thema, Gottesdienste einmal im Jahr in einem der Dörfer oder auf einem Bauernhof nicht zu vergessen der Regionalgottesdienst der Nördlichen Geest.

Der Unterricht der Konfirmand:innen macht mir einfach Freude (auch wenn es da so manches Mal einiges zu klären gibt). Bei den Konfirmandenfreizeiten kann ich auf die Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteherinnen als Begleitung zählen, denn ich habe zunächst nur zwei Teamerinnen. Schnell wächst der Kreis der Jugendlichen an, so dass ich später mit bis zu 10 Teamer:innen auf das Konfi Camp Neukirchen fahren kann. Ob alt oder jung, ich treffe auf engagierte und kreative Menschen, die Kirche gestalten und leben möchten.

2015 beschließt der Kirchengemeinderat, ein Kirchenasyl zu ermöglichen. Von Anfang 2016 bis Oktober 2018 wird die Kirchengemeinde sechs Kirchenasyle mit Hilfe des Kirchengemeinderates, der Mitarbeiterschaft und der Flüchtlingshilfe Flensburg durchführen. Das sind bewegende Zeiten. Auch Menschen, die nicht kirchlich sind, helfen mit. Es finden in der ersten Zeit regelmäßige Treffen von Geflüchteten und Helfer:innen statt. Für Frauen wird bis heute ein Frauen - Café angeboten, Weihnachten für Geflüchtete und alle, die im Pastorat mitfeiern wollten wurde auf die Beine gestellt.

An die Feste, die wir miteinander gefeiert haben, erinnere ich mich gerne. Einmal im Jahr haben sich der KGR und ich uns bei allen Ehrenamtlichen und die Kirchengemeinde Unterstützenden bedankt. Schöne Momente sind das. Dann kommt noch der Apfelrausch hinzu. Und immer wieder lassen sich Menschen und Vereine ansprechen mit uns zu feiern und Feste zu etwas besonderem werden zu lassen.

Der Friedhof wird nach und nach neu gestaltet, auch um den Menschen im Kirchspiel verschiedene Formen der Bestattung zu ermöglichen. So sind die Verstorbenen nicht weit entfernt. Eine Friedhofsphilosophie wird entworfen.

Dann widmet sich der Kirchengemeinderat und die Mitarbeiterschaft dem Thema Klimaerwärmung und der Frage nach der Herstellung von Produkten, die im Alltag einer Kirchengemeinde eine Rolle spielen. Die Kirchengemeinde wird als „ökofair“ ausgezeichnet.

Und so erinnere ich viele Ereignisse, Menschen, die ich beraten habe als Lebensberaterin und Supervisorin, die ich bei den Amtshandlungen begleitet habe. Die gute Zusammenarbeit mit der Schule und der Kita Arche Noah Medelby hat mir oft Kraft gegeben.

Dankbar schaue ich auf die Zeit in dieser selbstständigen, anspruchsvollen und lebendigen Gemeinde zurück. Nicht verschweigen möchte ich die für alle schwierige Zeit von Corona.

Die letzten 3 Jahre meiner Amtszeit habe ich mit all den Sitzungen und den Vertretungen für den Pfarrsprengel Nördliche Geest als sehr Kräfte raubend erlebt. Veränderungen sind mit Ängsten, Konflikten und dem Versuch es für alle gut zu lösen verbunden. Während der Fusionsverhandlungen wird deutlich: alle gehen in die gleiche Richtung.

Nun gehe ich frohen Herzens in den Ruhestand, denn die Kirchengemeinde Medelby wird zusammen mit Nordhackstedt und Großenwiehe am 1.1.2025 fusionieren.

Davor wird Pastorin Anke Andersson am 1.10. die Pfarrstelle im Pfarrsprengel Nördliche Geest antreten und ist dem Seelsorgebezirk zugeordnet, der zur zukünftig fusionierten Kirchengemeinde gehört.

Am 29.11. um 18:00 Uhr werde ich dann von der Pröpstin Rebecca Lenz entpflichtet von meinem Dienst in Medelby und in den Ruhestand versetzt. Dann heißt es endgültig Tschüß!