Beim Betreten des Kirchenschiffes fällt der Blick auf den kunstvollen, dreiflügeligen Altar im Chorraum. Seine von unbekannter Hand geschnitzten Holzfiguren sprechen für sich selbst und regen zu eingehender Betrachtung an: Ein Meisterwerk aus der Zeit von 1425 bis 1450. Die Deutung des Mittelschreins ist einfach: Im unteren Feld hat der Künstler die "Marienverkündigung" dargestellt.
Noch genauer beschreibt der ältere Titel "Verkündigung des Herrn" den Sinn der Szene. Im oberen Mittelteil ist die "Thronbesteigung Mariae" später auch "Marienkrönung" genannt, herausgearbeitet. In der Verkündigungsszene kniet Maria an einem Pult, die Verkündigung von Christi Geburt erfolgt durch den Erzengel Gabriel. Zur linken (aus Sicht des Betrachters) stehen St. Katharina, die Patronin der Gelehrten, St. Barbara, die Patronin der Bergleute; zur Rechten sehen wir St. Dorothea, die Patronin der Gärtner und St. Margaretha, Patronin der Bauern. Alle vier zusammen hat man als die "Hauptjungfrauen" der Kirche bezeichnet. In der Thronbesteigungsszene sind die betende Maria und Jesus Christus mit der Weltkugel (!) umgeben vom Erzengel Michael (links), dem Heiligen der Ritter, neben ihm der Apostel Paulus. Zur Rechten der Erzengel Raphael, der Schutzengel der Ärzte. Neben ihm steht St. Peter, der Patron der Fischer (St. Petri-Dom in Schleswig). Wenden wir uns nun den Seitenflügeln zu, zeigt die untere Reihe (von links) den Apostel des Ostens, St. Andreas, den Namensheiligen unserer Kirche, bekannt durch sein Martyrium am sog. "Andreaskreuz". Er ist der Patron der Fischhändler und dürft in dieser Mission eine direkte Beziehung zu unserer Heimat haben (Haithabu?). Neben ihm die Apostel Jacobus, Patron der Pilger und Philippus, einer der sieben Diakone der Urgemeinde.
In der oberen Reihe finden sich St. Bartholomäus, der Patron der Fleischer, ferner St. Stephanus, der Patron der Maurer und der Apostel Matthias, Patron des Schmiedehandwerks. Der rechte Seitenflügel stellt in der unteren Reihe den "heiligen Nikolaus" vor, den Patron der Kinder und Schüler. Allgemein bekannt ist am 6. Dezember sein "Nikolaustag". Die Figur könnte vielleicht auch einen unbekannten bischöflichen Stifter des Altars darstellen. Neben ihm erscheint St. Thomas, nach der Legende der Apostel Indiens und Johannes der Täufer mit Lamm und Hirtenstab. In der oberen Reihe sehen wir den Evangelisten Johannes, den Patron der Buchdrucker, Judas Thaddäus, mit der Keule dargestellt und endlich St. Joseph, den "Bräutigam der Maria" und Patron der Stellmacher und Tischler.
Im Chorbogen hängt ein einfaches frühgotisches Kruzifix, wohl aus dem Ende des 13. Jahrhundert stammend. Früher hat hier das große Triumphkreuz den Chor vom Kirchenschiff getrennt.