Der Passionszyklus von Crodel

Die Gefangennahme

Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift und führt ihn sicher ab. Und als er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach: Rabbi!, und küsste ihn. Die aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn.
(Markus 14, 44-46)

In der Mitte des Bildes ist Christus im blauen Gewand und Judas in dunklen Grüntönen zu sehen. Die drei übrigen Personen sind Soldaten, man sieht ihre Lanzen. Und die Federbüsche auf den Helmen. Die rechte Figur scheint zu reiten, obwohl das Pferd nicht zu erkennen ist.
Im Vordergrund sind Pflanzen und blaue Blumen dargestellt.
Judas gibt Jesus einen Kuss um den Soldaten mitzuteilen, wen sie gefangen nehmen sollen. Bei ihm ist der Fuß sehr hervorgehoben. Möglicherweise verbirgt sich dahinter ein Hinweis auf die Fußwaschung.


Die Kreuzigung

„…Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land. Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? … Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken.“
(Matthäus 27, 45- 48)

Gezeigt wird die Hinrichtungsstätte von Golgatha. Es sind drei Kreuze zu sehen, wovon aber nur das mittlere genutzt wird.
Links ist die Lanze zu sehen, die genutzt wurde um den Tod Jesu zu überprüfen, Rechts ist der mit Essig getränkte Schwamm an einem Stock dargestellt.
Die römischen Soldaten sind nicht zu sehen.
Über dem Kreuz sieht man den Mond und die Sonne.
Die Gestalt unter dem Kreuz ist Adam. Der Legende nach soll er unter dem Kreuz in Golgatha begraben sein. Es ist das Gegenüber von Adam und Christus, von Sünde und Sündlosigkeit, von Tod und Auferstehung, das Künstler in allen Epochen beschäftigt hat. Gleichzeitig mag man sich auch an die Legende von der Höllenfahrt Christi erinnert fühlen, nach der Christus, in der Zeit zwischen Kreuzigung und Auferstehung die Verstorbenen aus der Totenwelt befreit hat und zum ewigen Leben geführt hat.


Die Grablegung Christi

“… Danach aber bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, aber ein geheimer aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Er kam nun und nahm den Leib Jesu ab. Es kam aber auch Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, ungefähr hundert Pfund. Sie nahmen nun den Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit den wohlriechenden Ölen, wie es bei den Juden zu bestatten Sitte ist.“
(Johannes 19, 38-40)

Die Bibel berichtet, dass Josef von Arimathäa nach der Kreuzigung zu Pilatus ging und um die Herausgabe des Leichnams bat. Gemeinsam mit Nikodemus bereiteten sie den Toten für die Bestattung vor, indem sie ihn mit wohlriechenden Ölen einrieben.
In der Mitte des Bildes ist die Grabhöhle dargestellt.